«100 Prozent Fruchtsaft» stand einst auf den Orangensäften von Granini in Deutschland. Diese Notiz wurde unterdessen entfernt. Denn das Unternehmen Eckes-Granini füllt seine Flaschen seit neuestem zu 50 Prozent mit Zuckerwasser – der reine Anteil an Orangensaft halbiert sich damit um 50 Prozent.
Damit ändert sich auch der Zuckergehalt im Getränk. Der Ex-Orangensaft, der nun Orangennektar heisst, hat neu laut Nährwerttabelle 9,2 Prozent Zucker – 0,4 Prozentpunkte mehr als vorher. Das, weil bei Nektar auch nicht ganz so reife Früchte verwendet werden dürfen, die teilweise noch etwas sauer und bitter sind. Der Preis für den Saft bleibt gleich.
Als Erstes fiel die klammheimliche Neuerung einem Nutzer im Online-Forum Reddit auf. In einem Foto zeigt er den Direktvergleich der beiden Etiketten und dem darauf aufgedruckten Zuckergehalt. Unterdessen reagierte die deutsche Verbraucherzentrale.
Verbraucherschützer wütend
Die deutschen Verbraucherschützer prangern an, dass sich so der Preis für den Fruchtsaftgehalt innerhalb eines Jahres um rund 156 Prozent erhöht habe. Sie verliehen dem Getränk «Granini Trinkgenuss Orange» das Prädikat «Mogelpackung».
Die Gründe: Es werde nicht klar genug ausgewiesen, dass es sich dabei nicht mehr um reinen Orangensaft handelt. Auch monieren die Verbraucherschützer, dass die Erhöhung des Zuckergehalts nicht klar genug gekennzeichnet sei.
Änderung betrifft nur Deutschland
Als Marktleader ist der Orangensaft von Granini auch auf vielen Schweizer Frühstückstischen zu finden. Herr und Frau Schweizer können aber aufatmen. Die schweizerische Produktion ist von der europäischen abgekapselt.
Hierzulande wird der Saft aus 100 Prozent Orange von Nestlé Waters in der Fabrik in Henniez VD produziert. «Es ist nicht vorgesehen, dieses Produkt zu ersetzen», sagt eine Sprecherin von Nestlé Waters Schweiz.
Granini weist Vorwürfe von sich
Den Austausch des Produkts im europäischen Markt rechtfertigt Eckers-Granini mit der Verknappung und Verteuerung von Orangensaftkonzentrat. Mit dem Einsatz von Orangennektar sei es möglich, den Preis trotz teurerer Rohware konstant zu halten.
Dass dies nicht klar genug ausgewiesen sei, weist das Unternehmen aus Mainz (D) zurück. Das Etikett sei neu grün, nicht mehr gelb und das Produkt wurde ebenfalls mit einer neuen Artikelnummer versehen, argumentieren sie. (rul)