Plastik-Puppe für die Propaganda
Diese Fake News kursieren über den Krieg in Israel

Videos zeigen angebliche Geiseln der Hamas, Besucher des angegriffenen Musikfestivals, die vor den Hamas flüchten oder eine Pro-Hamas Demonstration in Zürich. Nur: All diese Aufnahmen wurden vor dem jüngsten Kriegsausbruch gedreht.
Publiziert: 16.10.2023 um 12:46 Uhr
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Aktualisiert: 19.10.2023 um 15:34 Uhr
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Dieses Baby wurde nicht aus Trümmern im Gaza-Streifen gerettet. Das Video zeigt die Zerstörung nach dem Erdbeben in der Türkei und Syrien.
Foto: Instagram
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Sarah FrattaroliStv. Wirtschaftschefin

Sobald irgendwo ein Krieg ausbricht, kursieren in den Sozialen Medien Falschinformationen (kurz Fake News). Was bereits während des Ukraine-Kriegs ein neues Ausmass erreichte, setzt sich nun im Konflikt zwischen Israel und der radikal-islamischen Hamas fort. Wenige Tage nach Kriegsausbruch gibt es vor allem auf X (früher Twitter) bereits zig gefälschte oder aus dem Kontext gerissene Informationen. Nun erinnerte EU-Kommissar Thierry Breton (68) X-Chef Elon Musk (52) in einem Brief an die Verpflichtung, illegale Inhalte zu löschen.

Plastik-Puppe oder Kind?

Die israelischen Behörden verbreiteten über ihre Social-Media-Kanäle das Video eines toten Kindes, das im Gaza-Streifen in ein Spital gebracht wird – und behaupteten, es handle sich um eine Puppe und nicht um ein echtes Kind. Die israelischen Behörden deuteten dies als missglückte Propaganda der Hamas. Wie sich nun herausstellt, ist es genau andersherum: Ein Fotograf der internationalen Nachrichtenagentur «AFP» hat Bilder des gleichen Kindes gemacht und bestätigt, dass es sich tatsächlich um ein Kind und nicht um eine Puppe handelt.

In einer früheren Version dieses Artikels hiess es, bei dem Video handle es sich um einen Fake.

Das Baby aus den Trümmern

Ein Video, das unter anderem auf Instagram kursiert, soll angeblich ein Baby zeigen, das wie durch ein Wunder aus den Trümmern eines zerstörten Hauses im Gaza-Streifen geborgen wird. Nur: Das Video stammt aus Syrien, wie die Faktenchecker von «Reuters» aufdeckten. Das Kind überlebte keinen Luftschlag, sondern das schwere Erdbeben, welches die Türkei und Syrien im Februar erschütterte.

Dieses Baby wurde nach dem Erdbeben in Syrien aus den Trümmern geborgen.
Foto: Instagram

Palästinensischer Spielfilm

Ein anderes Video zeigt Dreharbeiten, bei denen ein am Boden liegender Junge mit Kunstblut versehen und gefilmt wird. Er erhält dabei Regieanweisungen. Verschiedene Accounts verbreiten das Video und behaupten, es zeige, wie Propaganda-Material produziert werde. Nur: Der Ausschnitt zeigt Dreharbeiten zum palästinensischen Kurzfilm «Empty Place», der im Frühling 2022 veröffentlicht wurde, wie «Reuters» schreibt.

Gedreht wird kein Propaganda-Material, sondern ein palästinensischer Kurzfilm.
Foto: X

Putins falsche Untertitel

Der russische Präsident Wladimir Putin (71) droht den USA in einem auf Social Media kursierenden Video vor einer Einmischung in den Nahostkonflikt. Er stünde hinter Palästina, heisst es in den englischen Untertiteln zu Putins Aussagen. Wie «Reuters» berichtet, stimmen die Untertitel aber gar nicht mit Putins russischen Aussagen im Video überein. Das Video stammt aus dem Jahr 2022, Putin äussert sich darin zum Ukraine-Krieg, nicht zum Konflikt in Israel.

Die Untertitel stimmen nicht mit Putins Aussagen überein.
Foto: Screenshot X

Lynch-Mob aus Guatemala

Auf verschiedenen Plattformen machte dieser Tage ein Video mit schrecklichen Szenen eines Lynch-Mordes an einem 16-jährigen Mädchen die Runde. Dazu hiess es, das Video zeige ein israelisches Mädchen, das von einem palästinensischen Mob ermordet wurde. Tatsächlich aber stammt das Video aus Guatemala und wurde bereits im Jahr 2015 aufgenommen, wie «Reuters» schreibt. Das Mädchen fiel dem Mob in Guatemala zum Opfer, nachdem es mit dem Mord an einem Taxifahrer in Verbindung gebracht worden war.

Angebliche Hamas-Kundgebung in Zürich

Im Internet kursiert ein Video, das eine angebliche Solidaritätskundgebung mit der Hamas dieses Wochenende in Zürich zeigen soll. Hunderte feierten den Angriff auf Israel, schreiben verschiedene Accounts dazu. Tatsächlich aber stammt das Video aus dem Mai 2021, wie «SRF Investigativ» aufdeckte. Damals fanden in mehreren Schweizer Städten Solidaritätskundgebungen für Palästina statt.

Zwar nahmen an den Kundgebungen damals tatsächlich vereinzelt radikale Muslime teil und es gab Boykott-Aufrufe gegen Israel, wie Blick berichtete. Dass sich in Zürich Hunderte mit dem brutalen Angriff der Hamas auf Israel dieses Wochenende solidarisierten, ist aber falsch.

Nachdem SRF das Video als aus dem Zusammenhang gerissen entlarvte, verschwand es von mehreren Plattformen, diverse Tweets mit dem Video wurden gelöscht – andernorts kursiert es aber weiterhin.

Musikfestival: Fans statt Opfer

Am Samstag wurde auf X ein Video in Umlauf gebracht, das angeblich Besucher des von der Hamas attackierten Musikfestivals im Süden Israels zeigt. «Festivalgänger rennen um ihr Leben», heisst es in einem Schriftbalken über dem Videomaterial. Nur: Das Video stammt gar nicht von besagtem Musikfestival, sondern von einem Konzert des US-Musikers Bruno Mars (38) in Tel Aviv mehrere Tage vor der Hamas-Attacke, wie die Nachrichtenagentur Reuters aufzeigt. Die Fans wollten sich direkt nach Öffnung des Konzertgeländes die besten Plätze sichern – und rannten dafür zur Bühne.

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Mädchen gar nicht von Hamas verschleppt

Ein auf Facebook und X veröffentlichtes Video zeigt ein Mädchen, das angeblich von der Hamas als Geisel genommen worden sein soll. Wie Reuters aufdeckte, kursierte das Video allerdings bereits im September – also vor dem jüngsten Angriff der Hamas – auf Tiktok.

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Gefälschte Milliardenspende aus dem Weissen Haus

Ebenfalls am Wochenende machte auf X die Meldung die Runde, das Weisse Haus habe 8 Milliarden US-Dollar an Militärhilfen für Israel gesprochen. Diverse Accounts verbreiteten die Meldung weiter und bezogen sich dabei auf eine Medienmitteilung des Weissen Hauses – die sich später als gefälscht herausstelle, wie unter anderem die Nachrichtenagentur AFP berichtete.

Benjamin Netanyahu angeblich im Spital

Hunderttausende User bekamen am Wochenende auf X einen angeblichen Post der israelischen Zeitung «Jerusalem Post» zu Gesicht, das vorgaukelte, der israelische Premierminister Benjamin Netanyahu (73) sei im Spital. Wie sich später herausstellte, war der Account, der den Tweet verbreitete, gefälscht. Erkennbar war das auch an der falschen Schreibweise von «Jerusalam Post» mit «a» statt «e». Der gefälschte Account wurde auf X in der Zwischenzeit gesperrt.

Der Account, der diese Information verbreitete, war gefälscht und wurde in der Zwischenzeit gelöscht.
Foto: Screenshot X
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