Weltweit stürzen sich Anleger auf den Schweizer Franken. In der Nacht auf Donnerstag kletterte der Franken im Vergleich zum Euro zwischenzeitlich auf einen Höchstwert: 1 Euro kostete gerade noch 1,0285 Franken.
Damit hat die Schweizer Währung den höchsten Stand seit der Aufhebung des Euromindestkurses im Januar 2015 erreicht. Gegenüber dem Dollar verlor der Franken dagegen mit aktuell 0,9235 sogar etwas an Wert. Denn auch die US-Währung wird in Krisenzeiten als sicherer Hafen angesteuert. Massiv unter Druck zu Dollar und Franken geriet dafür der russische Rubel.
SNB dürfte weiter intervenieren
Wie es mit dem starken Franken weitergeht, muss sich zeigen. Die erste Reaktion des Franken sei «relativ heftig gewesen», sagte Thomas Stucki, Anlagestratege der St. Galler Kantonalbank. Danach sei es zu einer Gegenreaktion gekommen.
«Ich würde nicht ausschliessen, dass die Schweizerische Nationalbank (SNB) heute Morgen interveniert hat.» Der Franken dürfte laut der Einschätzung von Stucki in der nächsten Zeit noch etwas stärker werden. Entsprechend könnte es auch zu weiteren Interventionen kommen: «Die SNB wird dann intervenieren, wenn sie sieht, dass der Markt auf einen starken Franken spekuliert», sagte er.
Solange die Spannungen in der Ukraine nicht gelöst seien, dürfte das Euro-Franken-Währungspaar unter Druck bleiben, heisst es auch in einer Devisen-Einschätzung der holländischen ING Bank.
Russische Gelder in der Schweiz
«Die Anleger könnten darauf spekulieren, dass russische Gelder in die Schweiz und aus dem Dollar fliessen werden, bevor die Sanktionen wahrscheinlich aggressiver werden», argumentiert Chris Turner von ING. Die SNB werde dann aggressiv am Devisenmarkt eingreifen, glaubt er.
Für Thomas Flury, Devisenexperte bei der Grossbank UBS, ist der Kurs von 1,03 eine wichtige Marke. «Im Januar wurde die Marke von 1,03 schon einmal getestet. An dieser Marke prallte der Kurs aber ab.» Bei 1,03 sei zwar kein fixer Boden, die Marke habe aber Signalwirkung, da 1,03 in etwa die Untergrenze seit Januar 2015 sei.
Auch Flury kann sich Interventionen vorstellen. Die SNB habe in der Vergangenheit gezeigt, dass sie im Falle einer Franken-Aufwertung in einer Krisensituation sehr aufmerksam sei und eine übermässige Aufwertung mit Interventionen verhindere, sagt Flury. Die SNB dürfte dabei versuchen, mit Interventionen die Volatilität etwas aus dem Markt zu nehmen. (SDA/mrl)