Angst vor Systemausfällen – «Vertrauen verloren»
Fluglotsen schlagen wegen Skyguide-Pannen Alarm

In einem Brandschreiben an Skyguide-Chef Alex Bristol äussern Fluglotsen Kritik und Ängste, weil die Flugsicherungssysteme häufiger als in der Vergangenheit ausfallen. Der Bund greift nun bei der Schweizer Flugsicherungsfirma ein.
Publiziert: 02.03.2024 um 10:32 Uhr
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Aktualisiert: 02.03.2024 um 11:41 Uhr
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Sie sorgen für die Überwachung des Schweizer Luftraums: Angestellte von Skyguide.
Foto: Keystone

Die Überwachung des Schweizer Luftraums liegt in den Händen von Skyguide. Eine immense Verantwortung für die Flugsicherungsfirma, die im Mehrheitsbesitz der Schweizer Eidgenossenschaft ist, und deren Personal. So heisst es auf der Skyguide-Website auch: «Unsere hochqualifizierten und engagierten Mitarbeitenden sorgen dafür, dass der Flugverkehr im Schweizer Luftraum sicher und reibungslos abgewickelt wird – vom Start bis zur Landung.»

Doch beim Betriebspersonal herrschen laut verschiedenen Medienberichten grosse Verunsicherung und Ärger, weil es in den letzten anderthalb Jahren vermehrt zu schweren Vorfällen gekommen ist. Und weil zuletzt auch harmlose Fälle gehäuft haben. «Das Betriebspersonal hat das Vertrauen in unsere Systeme verloren», schreiben Vertreter der Fluglotsen-Gewerkschaft Helvetica vor einer Woche in einem Brief an Skyguide-Chef Alex Bristol. Dieser liegt den Zeitungen von Tamedia vor.

Darin heisst es weiter: «Unser vorrangiges Ziel ist es, dass die Verkehrsteilnehmer in der Luft mit genügend Abstand zueinander fliegen. Gleichzeitig beherrscht uns aber die Angst vor Systemausfällen. Diese Last können wir nicht länger tolerieren.»

Zur Erinnerung: Am meisten für Aufsehen sorgten Skyguide-Vorfälle im Juni 2022. Eine Informatikpanne legte den gesamten Schweizer Luftverkehr vorübergehend lahm. An den Flughäfen Zürich und Genf wurden mehrere Stunden keine Starts und Landungen durchgeführt. Auch am Flughafen Bern-Belp waren Flüge nach Instrumentenflugregeln (IFR) nicht möglich. Flugzeuge, die auf dem Weg in die Schweiz waren, mussten auf Flughäfen im Ausland ausweichen. Zahlreiche ankommende Flüge wurden auf Flughäfen im nahen Ausland umgeleitet.

Vermehrt harmlosere Vorfälle

Während sich schwerwiegende Fälle wie im Juni 2022 in der Vergangenheit nur alle paar Jahre ereignet hatten, folgten laut Tamedia seither vier davon. Auch «harmlosere» Vorfälle nehmen zu. Am 18. Februar 2024 habe sich ein Server vorübergehend verlangsamt. Während zehn Minuten seien keine Starts am Flughafen Zürich möglich gewesen. Nach Informationen von CH Media kam es vergangenen Donnerstag zu einem einstündigen Funkproblem.

Die Sicherheit sei in den letzten Monaten zu jeder Zeit vollständig gewährleistet gewesen, sagt ein Sykguide-Sprecher zu den Tamedia-Zeitungen. Die Sorge der Fluglotsen, wie es aus dem Schreiben hervorgeht, ist jedoch, dass das mit der vollständigen Sicherheit bald nicht mehr so sein könnte. Die Fluglotsen wollen nun erst mal die Reaktion von Skyguide-Boss Bristol auf den Brief abwarten. 

Unterdessen hat der Bund reagiert und eine «hochrangige Taskforce» eingesetzt, um die Aufsichtstätigkeit über die Flugsicherungsfirma zu erhöhen. (uro)

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