Skyguide-Chef über Mega-Panne
«Es ist einfach nur peinlich»

Das gab es noch nie! Wegen einer Systemstörung bei Skyguide musste der Schweizer Luftraum gesperrt werden. Jetzt erklärt sich der Skyguide-Chef.
Publiziert: 15.06.2022 um 19:37 Uhr
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Aktualisiert: 16.06.2022 um 11:08 Uhr
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Schock am Zürcher Flughafen. Dutzende Flügen wurden gestrichen.
Foto: keystone-sda.ch
Interview: Johannes Hillig

Der Schweizer Flugverkehr lag am Mittwoch am Boden. Nichts ging mehr. Der Grund: eine Panne bei der Flugsicherung Skyguide. Chef von Skyguide ist der Schweizer Manager Alex Bristol (54). Jetzt erklärt er, wie es zur Panne kommen konnte und wie in Zukunft verhindert werden soll, dass dies noch einmal passiert.

Blick: Ein kleiner Fehler hat den Schweizer Luftraum lahmgelegt.
Wie konnte das passieren?
Alex Bristol: Erst mal möchte ich mich entschuldigen für die Panne. Besonders bei den Fluggästen, die wegen uns gestrandet sind. Es tut mir sehr leid. Wie genau das passieren konnte, ist noch nicht ganz klar. Wir wissen aber, dass die Redundanz versagt hat. Einfach gesagt: Ein Schalter hat versagt, und der zweite Schalter, der dafür hätte einspringen müssen, hat den Ausfall nicht erkannt und ebenfalls nicht funktioniert. Eine doppelte Panne also. So etwas habe ich noch nie erlebt.

Was sagen Sie zur Panne?
Es ist einfach nur peinlich. Skyguide steht für Sicherheit und Zuverlässigkeit. Und dieses Versprechen haben wir nicht eingehalten. Wir haben alle enttäuscht – besonders die Fluggäste.

Wie wird nun sichergestellt, dass dies nicht erneut passiert?
Wir haben zwei Teams dafür eingesetzt. Eine Gruppe beobachtet die Stelle, die ausfiel, rund um die Uhr, die andere Gruppe ist mit Hochdruck daran zu ermitteln, wie genau dieser Ausfall passieren konnte. Wenn klar ist, was die Ursache ist, werden entsprechende Konsequenzen gezogen. Denn eines ist sicher: So etwas darf nie wieder passieren.

Wie haben Sie von dem Fehler erfahren?
Der Fehler ist um 3.15 Uhr passiert. Um 3.41 Uhr wurde ich aus dem Schlaf gerissen. Ich bin dann sofort raus aus dem Bett und ab in unsere Zentrale nach Genf.

War von Anfang an klar, dass der Fehler innert weniger Stunden behoben werden kann?
Nein, absolut nicht. Wir wussten zuerst nicht, ob es möglich ist, das System in kurzer Zeit wieder zum Laufen zu bekommen. Wenn wir die Systeme hochfahren, sollte es auch funktionieren. Eine erneute Schliessung des Luftraums war keine Option. Um 7.30 Uhr konnten wir aber alles hochfahren. Ein Glück!

Was wäre passiert, wenn der Fehler nicht so schnell gefixt worden wäre?
Dann hätte es zwei Möglichkeiten gegeben. Wir hätten die umliegenden Länder, also Deutschland, Italien und Frankreich, anfragen müssen, ob sie den oberen Luftraum für uns kontrollieren können. Die sehen mit ihren Radaranlagen nämlich einen grossen Teil der Schweiz. So einfach, wie das klingt, ist es zwar nicht. Aber es wäre schon eine Option gewesen. Die andere Möglichkeit wäre die Schweizer Armee gewesen. Das System des Militärs war nämlich nicht von dem Fehler betroffen. Das läuft aus Sicherheitsgründen unabhängig von unserem.

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