Der Ärger über den Systemausfall bei Skyguide ist bei Airlines, Passagieren und Flughäfen gross, über Stunden ging nichts mehr am Boden und im Luftraum über der Schweiz. Das geht ins Geld, für gestrandete Passagiere ebenso wie für die Airlines.
Alleine am Flughafen Zürich mussten 77 Flüge gestrichen werden, 15 Flieger konnten nicht nach Zürich fliegen, mussten Ausweichflughäfen ansteuern. Besonders betroffen ist die Swiss, bis jetzt mussten 30 Kurzstreckenflüge von und nach Zürich und Genf gestrichen werden. Von diesen Ausfällen sind rund 6400 Passagiere tangiert. Sie müssen mit viel Aufwand auf andere Flüge umgebucht werden. An die 80 Flüge mussten in den frühen Morgenstunden den Schweizer Luftraum umfliegen.
Auch bei Swiss-Schwester Edelweiss waren rund 2800 Fluggäste vom Vorfall betroffen, je zwei Hin- und Rückflüge nach Lamezia in Italien und nach Pristina mussten abgesagt werden. Als Ersatz plant Edelweiss nun ein bis zwei Nachtflüge.
«Rattenschwanz von Konsequenzen»
Doch damit nicht genug: «Der Ausfall der Flugsicherung ist wirklich ein sehr schwerwiegender Vorfall», sagt Bruno Dobler (70). Er kennt sich im Airline-Business aus, war Chefpilot bei Crossair und Helvetic, flog die Airline als CEO zurück in die schwarzen Zahlen. «Dieser Vorfall hat einen ganzen Rattenschwanz von Konsequenzen», so Dobler.
Wenn zum Beispiel ein Langstreckenflug auf einem Ausweichflughafen landen muss. Nicht nur die Passagiere müssen irgendwie nach Zürich gebracht werden, auch Flugzeug und Crew sind am falschen Ort. Vielleicht braucht es gar eine Ersatzcrew, um die Maschine zurück in die Schweiz zu fliegen. «So kommen die sogenannten Rotationen durcheinander. Bis das System wieder reibungslos läuft, kann es zwei bis drei Tage dauern», erklärt der ehemalige Airline-Chef.
Das könnte dazu führen, dass Langstreckenflugzeuge zu lange am Boden bleiben – auch das kostet, denn dafür sind die grossen Vögel nicht gedacht: «Ein Langstreckenflugzeug sollte meistens in der Luft sein und so kurz wie möglich am Boden.»
Millionenschaden erwartet
Landet ein Kurzstreckenjet mit zu grosser Verspätung, muss der Folgeflug gestrichen werden, da die Maschine nicht rechtzeitig am vorgesehenen Abflugort sein kann. «All das sorgt für grossen Frust und Ärger bei den Passagieren», sagt Dobler. «Es muss sich noch zeigen, wie gut Airlines das auffangen können.»
Als ehemaliger Pilot weiss Dobler genau, wie unangenehm die Situation am Mittwoch für viele Cockpit-Crews mit Destination Genf oder Zürich war: «Wie bringe ich den Passagieren möglichst schonend bei, dass der Zielflughafen nicht erreichbar ist?» Da müsse man seine Worte mit Bedacht wählen.
Auf eine genaue Zahl will sich Dobler nicht festlegen, glaubt aber, dass der Schaden deutlich unter 100 Millionen Franken liegen wird. Aber ein gutes Dutzend Millionen Franken dürften schon zusammenkommen. Nur: Skyguide dürfte kaum für den Schaden aufkommen müssen, denn das ist vertraglich so festgehalten. Er bleibt wohl an den Airlines hängen.