«Wir hatten unglaubliche Umsätze»
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Metzger Walter Reif:«Wir hatten unglaubliche Umsätze»

Abwärtstrend gestoppt
Schweizer essen wieder mehr Fleisch!

Die Schweiz isst Fleisch wie eh und je. In der Pandemie hat sich der Konsum von der Beiz in die eigenen vier Wände verschoben. Detailhändler und Metzgereien vermelden Rekordverkäufe.
Publiziert: 12.02.2022 um 01:01 Uhr
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«Unser Umsatz ist in der Pandemie deutlich gestiegen», sagt Walter Reif (58), Inhaber der Metzgerei Reif in Zürich.
Foto: Fabio Giger
Martin Schmidt

Ladeninhaber Walter Reif (58) kann sich nicht erinnern, so etwas in den letzten 30 Jahren schon einmal erlebt zu haben: Vor der Reif Metzgerei am Zürichberg warteten während der Corona-Pandemie immer wieder ganze Kundenschlangen geduldig darauf, einkaufen zu können. Bevor das Coronavirus ausbrach, genossen Schweizerinnen und Schweizer ihr Entrecôte oder ihre Bratwurst gerne in Restaurants und Kantinen. Nun greifen sie daheim selbst zu Kochbuch und Pfanne. «Unser Umsatz ist in der Pandemie deutlich gestiegen», sagt Reif.

Schweizer Detailhändler, Discounter und Fachgeschäfte erzielen mit Fleisch Rekordumsätze. Bell präsentierte am Freitag das beste Geschäftsergebnis der Firmengeschichte. Der Lebensmittelkonzern konnte vor allem in seinem Kerngeschäft mit Convenience-Produkten und Fleischwaren zulegen. Den grössten Sprung verzeichnete Bell beim Geflügel. Der Konzernumsatz stieg auf 4,2 Milliarden Franken (+3,2 Prozent), der Jahresgewinn auf 129,5 Millionen Franken (+10 Prozent). Trotz Trend zu Vegi-Würsten und Planted Chicken: Nachdem der Fleischkonsum jahrelang zurückging, hat er sich nun bei gut 50 Kilogramm pro Kopf und Jahr eingependelt. Die grosse Nachfrage schraubt im Detailhandel auch die Fleischpreise nach oben.

«Gäste zu bewirten, ist wieder im Trend»

Gemäss Bell hält der Trend an: Noch immer wird deutlich öfter daheim gekocht als vor der Pandemie. Das stellt auch Metzgerei-Inhaber Walter Reif fest. «Am Anfang dachte ich, dass das ein kurzer Hype ist. Doch die Leute haben das Kochen daheim entdeckt. Gäste zu bewirten, ist wieder im Trend.» Die Leute haben im Homeoffice und bei geschlossenen Beizen ihre Gewohnheiten verändert. Die Reif Metzgerei liegt bei ihren Umsätzen klar über dem Vor-Corona-Niveau. «Wir haben viele neue Kunden gewonnen», betont er. Reif musste sein Personal aufstocken, damit er die grössere Nachfrage bewältigen kann.

Der Schweizer Detailhandel setzt mit Fleischprodukten mittlerweile über fünf Milliarden Franken um. Fleisch ist die umsatzstärkste Produktkategorie. Schweizer geben mehr als jeden sechsten Franken für Fleischprodukte aus. Von dem Nachfragesprung konnten praktisch alle Bereiche profitieren: egal, ob Rind, Schwein oder Spezialitäten wie Würste, Schinken und Trockenfleisch. Allein mit Geflügelprodukten setzen die Geschäfte fast eine Milliarde Franken um, Tendenz steigend.

Schweizer stehen wieder länger in der Küche

Walter Reif und sein Team machen im Laden noch eine andere Beobachtung: Die Kundschaft steht wieder länger in der Küche. «Wir haben weniger Convenience Food verkauft und deutlich mehr Produkte mit einer deutlich längeren Zubereitungszeit.» Spezielle Voressen oder ein Braten hätten Hochkonjunktur. Die Kunden kämen mit viel klareren Vorstellungen in seinen Laden. «Es ist fast wie vor 30 Jahren. Viele Kunden bringen einen Zettel mit, auf dem ein genauer Plan steht, was sie kochen wollen.»

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