Anstehen für eine schicke Tasche von Louis Vuitton – das kennt man. Sich um einen Appetitzügler zu reissen, der die Pfunde purzeln lässt, das ist eher ein neueres Phänomen. Während das Gewicht sinkt, hat der Boom die Aktie von Novo Nordisk in neue Sphären katapultiert. Der dänische Pharmakonzern ist der Produzent von neuen Blockbustern, die gerade am Markt gefragt sind.
Es ist ein äusserst florierendes Geschäft mit den Medikamenten, die bei Diabetes und gegen Fettleibigkeit helfen. So lukrativ, dass der Gewinn von Novo Nordisk im dritten Quartal explodiert ist. Unter dem Strich legte der Überschuss im Jahresvergleich um 56 Prozent auf 22,5 Milliarden dänische Kronen (rund 2,9 Milliarden Franken) zu, wie das Unternehmen am Donnerstag mitteilte.
Vor allem in den USA sprangen die Umsätze an. Dort profitiert der Konzern von starker Nachfrage nach dem Appetitzügler und dem Diabetes-Medikament. Letzteres soll auch beim Abnehmen helfen. Die Kehrseite des Lifestyles-Booms: Für Diabetiker, die auf das Medikament aus gesundheitlichen Gründen angewiesen sind, wird der Nachschub knapp. Auch Promis wie Robbie Williams (49) wollen dank diesen Produkten eine gute Figur machen.
Boom der Abnehmmedikamente
Wertvoller als Louis Vuitton
Das will auch Novo Nordisk, das seine Prognosen für das laufende Jahr nach oben korrigiert hat. Die Aktie des Unternehmens befindet sich vor allem wegen des Hype-Abnehmprodukts seit einiger Zeit auf einem Höhenflug. Nach der Anhebung der Prognose Mitte Oktober hatte der Kurs mit 742 Kronen (rund 95 Franken) sogar sein bisheriges Rekordhoch erreicht. Zwar gab es auch an der Börse einen kleinen Jojo-Effekt, doch seit Ende 2022 verteuerte sich die Aktie auch so um 50 Prozent.
In den vergangenen fünf Jahren hat sich der Börsenwert des Unternehmens auf mehr als drei Billionen Kronen oder umgerechnet rund 385 Milliarden Franken verfünffacht. Das dänische Unternehmen hat den Luxusgüterhersteller LVMH – zu dem unter anderem die Marke Louis Vuitton gehört – als wertvollsten Konzern Europas abgelöst.
Eine weitere Kehrseite des Booms: Im Internet sind inzwischen Fälschungen von Ozempic im Umlauf, wie die Arzneimittelbehörde Swissmedic vor ein paar Wochen warnte. In Österreich musste aufgrund der Anwendung einer gefälschten Ozempic-Spritze eine Frau ins Spital eingeliefert werden. (SDA/koh)