100 Milliarden Dollar weg
US-Bank rennen die Kunden davon

Nach den Pleiten der US-Finanzinstitute Silicon Valley Bank und Signature Bank gerät auch die First Republik Bank immer mehr in Schieflage. Der Abfluss bei den Einlagen ist gewaltig. Droht der nächste Bankenknall?
Publiziert: 27.04.2023 um 13:04 Uhr
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Die US-amerikanische First Republic Bank gerät immer tiefer in den Schlamassel.
Foto: keystone-sda.ch
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Martin SchmidtRedaktor Wirtschaft

Der US-amerikanische First Rebulic Bank rennen die Kundinnen und Kunden davon: In den ersten drei Monaten des Jahres sind über 100 Milliarden Dollar an Kundeneinlagen abgeflossen, wie die Quartalszahlen der Bank zeigen. Das sind beinahe 60 Prozent der Einlagen. Die Bank erlebt auf ihren Kundenkonten einen gewaltigen Bankrun, der die Bank vor massive Liquiditätsprobleme stellt.

Der Aktienkurs der First Rebublic Bank tauchte am Dienstag um knapp 30 Prozent auf 5,69 Dollar. Anleger scheinen den Glauben an die Bank komplett verloren zu haben: Seit Anfang März hat der Titel 95 Prozent seines Werts verloren.

Noch schwarze Zahlen

Der First Republic Bank drohte bereits nach der Pleite der Silicon Valley Bank im März, das Geld auszugehen. In dem Banken-Beben mussten zwei weitere US-Regionalbanken die Segel streichen. Die First Republic kam knapp davon: Orchestriert durch die US-Regierung, sprangen der Bank mehrere grosse US-Finanzinstitute zur Seite und stellten 30 Milliarden Dollar an Liquidität zur Verfügung.

Der Aktienkurs legte jedoch nur kurzzeitig zu – obwohl die First Republic schwarze Zahlen schreibt. Gemäss Quartalsbericht hat sie in den ersten drei Monaten des Jahres immerhin einen Gewinn von 269 Millionen Dollar erzielt. Das Geschäft mit der Vermögensverwaltung zeigt sich bisher als überaus robust. So sind die verwalteten Vermögen im ersten Quartal 2023 gar um 18 Milliarden auf 289 Milliarden Dollar gestiegen.

Droht ein Nachbeben?

Die Bank hat jedoch wie viele US-Regionalbanken das Problem, auf einem Berg von unrealisierten Anleihenverlusten zu sitzen. Konkret: Sie haben vor den Zinserhöhungen der US-Notenbank noch viele Anleihen gekauft, auf die es nur tiefe Zinsen gibt. Aktuelle Anleihen werfen deutlich mehr ab.

Will nun die First Republic Bank ihre unattraktiven Anleihen aus der Tiefzins-Ära verkaufen, erhält sie dafür auf dem Finanzmarkt nur noch wenig Geld. Dann werden aus den unrealisierten Anleiheverlusten ganz reale.

Falls die Abflüsse von Kundengeldern weitergehen, könnte die Bank aber trotzdem zu diesen schlechten Deals gezwungen werden, um kurzfristig über genügend Liquidität zu verfügen. Damit würde der Aktienkurs aber wohl weiter absacken und noch mehr Kunden davonrennen – ein Teufelskreis.

Bankensektor hat sich stabilisiert

Bereits wird über die Auslagerung der problematischen Anleihen in eine «Bad Bank» diskutiert, wie die Nachrichtenagentur Reuters schreibt. So wurden in der Finanzkrise von 2008 auch toxische Hypotheken entsorgt, damit nicht ganze Banken untergingen. Doch die Zeit eilt. Der Fall der Credit Suisse hat gezeigt: Fliessen über einen längeren Zeitraum hinweg im grossen Stil Kundengelder ab, kann es auf einmal ganz schnell gehen.

Die gute Nachricht: Zwar könnte eine Insolvenz Verwerfungen im US-Bankensektor auslösen, wohl aber keine akute Krise. Denn die Branche konnte sich stabilisieren. Viele Regionalbanken haben die Kapitalabflüsse gestoppt, und viele Grossbanken schreiben weiterhin hohe Milliardengewinne.


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