Meteorologen warnen nach Unwettern in der Schweiz
Hagelkörner werden immer grösser und gefährlicher

Immer wieder verursacht Hagel in der Schweiz Schäden. In Zukunft dürfte das sogar noch schlimmer werden, denn die Hagelkörner werden hierzulande immer grösser. Warum ist das so? Und wie kann man sich dagegen schützen?
Publiziert: 01.07.2022 um 17:02 Uhr
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Aktualisiert: 01.07.2022 um 17:21 Uhr
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Die grossen Eisklumpen können, wie hier im Juni 2021 in Wolhusen LU, ganze Hausdächer zerstören.
Foto: Philippe Rossier

Es ist Sommer und in der Schweiz kommt es wieder vermehrt zu Unwettern. Erst am Donnerstag gab es in mehreren Regionen der Schweiz heftige Gewitter. In Pfäffikon SZ wurde eine Bahnhofsunterführung überflutet, in Thun BE sogar ein Baum von der Aare mitgerissen.

Gewitter bringen oft auch Hagel. Die Hagelkörner sind zwar meist harmlos, sie können aber auch so gross werden wie Tennisbälle und zum Beispiel schwere Schäden an Hausdächern verursachen. Solche Hagelbomben sind hierzulande keine Seltenheit mehr. Das Naturphänomen tritt immer häufiger auf, und die Eisklumpen werden in der Schweiz immer grösser. Doch wie entsteht Hagel zunächst überhaupt?

Gewitterbildung nimmt zu

Durch Aufwinde wird feuchte Luft nach oben getragen und geht vom gasförmigen zum flüssigen Zustand über. Über der Nullgradgrenze gefriert das Wasser und wird zu Eis. Durch die Winde rotiert das Eis ständig zwischen kälteren und wärmeren Luftschichten. Dabei werden die Eiskügelchen immer schwerer, bis sie schliesslich als Hagel auf die Erde fallen.

Doch warum wird der Hagel in der Schweiz immer grösser? Roger Perret von «MeteoNews» erklärt: «Durch die immer grössere Energie in der Atmosphäre steigen auch die Temperaturen. Das führt dazu, dass die Luft mehr Feuchtigkeit aufnehmen kann. Dadurch nimmt die Gewitterbildung zu und die Hagelkörner werden in Zukunft durchschnittlich immer grösser.»

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Unruhige Nacht:Videos zeigen starken Hagel und Gewitter

«Direkter Zusammenhang mit Klimawandel»

Nebst der Grösse wird auch die Häufigkeit von Hagel steigen. «Das steht in einem direkten Zusammenhang mit dem Klimawandel. Das ist keine Illusion, sondern mit Daten aus der Vergangenheit belegbar», so Perret.

In der Fachsprache gelten Eiskristalle ab einem Durchmesser von mindestens fünf Millimetern als Hagel. Kleinere Eiskörner werden als Graupel bezeichnet. Das grösste Hagelkorn der Schweiz wurde laut historischen Quellen übrigens am 2. August 1927 gefunden und hatte einen Durchmesser von rund 13 Zentimetern.

Hagel ist zweitgefährlichstes Naturphänomen

Wie kann man sich gegen den immer häufigeren und grösser werdenden Hagel schützen? Laut Perret gibt es nur wenige Massnahmen. «Wer eine Garage hat, sollte das Auto vor einem Gewitter in die Garage stellen. Landwirte können Hagelnetze über ihr Obst und Gemüse spannen.»

Gemäss eines Berichts des Bundesrats von 2016 steht Hagel auf Platz zwei der durch Naturgefahren verursachten Schäden. 31,1 Prozent der Fälle in der Schweiz sind auf Hagelschlag zurückzuführen. Nur die Hochwasserschäden sind mit 35,9 Prozent noch höher.

Schäden in Millionenhöhe

Im Durchschnitt verursacht Hagel an den Gebäuden hierzulande jedes Jahr Schäden von rund 93 Millionen Franken. Auch an landwirtschaftlichen Kulturen entstehen jährlich Hagelschäden von 65 Millionen Franken. In den USA betragen die durch Hagel verursachten Schäden 10 Milliarden Franken pro Jahr.

In diesem Sommer muss in der Schweiz wohl noch ein paar Mal mit Hagel gerechnet werden. «Anfangs nächste Woche werden wieder heftige Gewitter erwartet. Dann kann es durchaus lokal auch Hagel geben», erklärt Perret. «Am Wochenende bleibt die Lage aber mit trockenerer einfliessender Luft ruhig.» Mehr zum aktuellen Wetter findest du in unserem Wetter-Ticker. (obf)

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