Es ist ein historischer Tag für die Skispringerinnen. An der Nordisch-WM in Oberstdorf wird erstmals eine Weltmeisterin auf der Grossschanze gekürt. Am Dienstag findet die Qualifikation statt, am Mittwoch das Springen.
Zu den Top-Favoritinnen gehört Juliane Seyfarth nicht. Zu durchzogen ist die Saison der Mixed- und Team-Weltmeisterin von 2019. Auf der Normalschanze wurde die Deutsche nur 21. Und bei der Titelverteidigung im Mixed musste sie zusehen.
Und doch ist Seyfarth die Springern, die diesen Winter am Meisten von sich reden machte. Denn sie zog sich für den Playboy aus und liefert auch gleich eine Erklärung. Die 31-Jährige vergleicht das Skispringen mit der Aktfotografie. Beides sei «eine Art von Kunst», meint sie im Interview mit dem Erotik-Magazin.
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Das Shooting ist in erster Linie eine persönliche Angelegenheit. «Das Leben ist wie ein Poesie-Album und wir sollten es mit tollen Geschichten füllen», sagt die vierfache Weltcupsiegerin zu «Bild». «Das ist eine unvergessliche Geschichte, etwas für die Ewigkeit zu schaffen.»
Der Wunsch nach «positiver Aufmerksamkeit»
Doch neben der persönlichen Ebene erwartet die Frau aus Thüringen auch einen gewinnbringenden Nebeneffekt für das Frauen-Skispringen. «Sie lenken positive Aufmerksamkeit auf unseren Sport», meint Seyfarth über die Bilder und hofft, dass diese darum auch von ihren Konkurrentinnen «willkommen geheissen» würden.
Positive Aufmerksamkeit ist genau das, was die Athletinnen sich sehnlichst wünschen. Sie fühlen sich nicht ausreichend wertgeschätzt. Etwa bei der Vierschanzentournee, beim für die Männer prestigeträchtigsten Anlass der Saison, bleiben die Frauen aussen vor. Auch beim Skifliegen will man sie derzeit noch nicht sehen. Und das Preisgeld entspricht nur einem Drittel dessen, was den männlichen Kollegen ausbezahlt wird.
Frauenskispringen? Noch in den 90ern war es weit weg von WM-Ehren. Die Wucht der Landung zerstöre die Gebärmutter der Frauen, befürchtete etwa FIS-Präsident Gian Franco Kasper. Mittlerweile ist klar, dass Kasper mit seiner medizinischen Annahme falsch war – und der Sport hat sich weit entwickelt.
Offiziell gibt es seit 1998 Frauen-Skispringen, aber erst seit 2009 sind die Frauen auch Teil der Nordisch-WM. Seit 2013 gibt es Mixed-Wettkämpfe und seit 2019 einen Frauen-Teamwettkampf. In diesem Jahr springen die Frauen nun erstmals nicht nur von der Normal-, sondern auch von der Grossschanze.
Die Schweiz ist seit dem Rücktritt der Windmüller-Schwestern Bigna (2014) und Sabrina (2017) nicht mehr international vertreten. Aktuell gibt es ein Projekt, um vier bis sechs junge Schweizerinnen wieder an die Weltspitze zu führen. Mit Rea Kindlimann (18) und Emiliy Torazza (16) befinden sich zwei Springerinnen im C-Kader. Torazza nahm kürzlich an der Junioren-WM teil. Nächste Saison sollen drei Frauen den C-Kader-Status erhalten.
Das Ziel ist, mittelfristig mit mindestens zwei Frauen unter die Weltbesten vorzustossen. «Wir wollen dort dabei sein, auch um an Mixed-Wettkämpfen teilnehmen und um die Medaillen mitspringen zu können», erläutert Schödler.
Frauenskispringen? Noch in den 90ern war es weit weg von WM-Ehren. Die Wucht der Landung zerstöre die Gebärmutter der Frauen, befürchtete etwa FIS-Präsident Gian Franco Kasper. Mittlerweile ist klar, dass Kasper mit seiner medizinischen Annahme falsch war – und der Sport hat sich weit entwickelt.
Offiziell gibt es seit 1998 Frauen-Skispringen, aber erst seit 2009 sind die Frauen auch Teil der Nordisch-WM. Seit 2013 gibt es Mixed-Wettkämpfe und seit 2019 einen Frauen-Teamwettkampf. In diesem Jahr springen die Frauen nun erstmals nicht nur von der Normal-, sondern auch von der Grossschanze.
Die Schweiz ist seit dem Rücktritt der Windmüller-Schwestern Bigna (2014) und Sabrina (2017) nicht mehr international vertreten. Aktuell gibt es ein Projekt, um vier bis sechs junge Schweizerinnen wieder an die Weltspitze zu führen. Mit Rea Kindlimann (18) und Emiliy Torazza (16) befinden sich zwei Springerinnen im C-Kader. Torazza nahm kürzlich an der Junioren-WM teil. Nächste Saison sollen drei Frauen den C-Kader-Status erhalten.
Das Ziel ist, mittelfristig mit mindestens zwei Frauen unter die Weltbesten vorzustossen. «Wir wollen dort dabei sein, auch um an Mixed-Wettkämpfen teilnehmen und um die Medaillen mitspringen zu können», erläutert Schödler.
Für die dreifache Weltmeisterin Katharina Althaus (De) absolut unverständlich. «Ich sehe kein Problem darin, wieso es nicht auch eine Vierschanzentournee für Frauen geben sollte», meinte sie im Dezember. Denn die vier Tournee-Orte seien einverstanden, die Sponsoren wären auch bereit. Es ist klar: Die Frauen wollen mitmischen in der populärsten Skisprungzeit mit dem grössten Medieninteresse und ihren Markt aufbauen.
Schödler: Frauen stehen den Männern in nichts nach
«Die FIS hat offenbar Angst davor, dass die Frauen zu stark werden», sagt Althaus: «Auf den Monsterbakken wäre nämlich deutlich geworden, dass die Besten den ganz grossen Schanzen absolut gewachsen sind. Vielleicht würde sich dort zeigen, dass Frauen gegenüber Männern sogar Vorteile haben und weiter fliegen.»
Mit den Besten könnte Althaus da sogar recht haben. Der Kraft-Nachteil, der nicht wegzudiskutieren ist, kann mit etwas mehr Anlauf ausgeglichen werden. «Wichtig ist die technische Ausprägung und die Sprungentwicklung. Und da müssen sich die Frauen überhaupt nicht verstecken», sagt der Schweizer Disziplinenchef Berni Schödler zu BLICK. «Die Frauen springen mit der gleichen Dynamik und mit dem gleichen Mut und Überzeugung.» Die Wettkämpfe seien mittlerweile sehr hochstehend.
Nicht zu schnell entwickeln
Auch Werner Schuster sieht das so. Der Österreicher war früher Schweizer Nationaltrainer, dann langjähriger deutscher Trainer und nun betreut er Rekord-Weltcupsieger Gregor Schlierenzauer (53 Triumphe). «Die besten zehn könnte man schon über die Flugschanzen lassen, die springen richtig gut», sagt Schuster.
Doch dahinter lichtet sich das Feld. Und dann wird es halt schnell gefährlich, wenn es zu weit geht. «Es ist noch ein junger Sport für die Frauen, aber er entwickelt sich sehr gut. Man darf es auch nicht überreizen», warnt Schuster. «Denn wenn etwas passiert, wirft es die ganze Sportart zurück. Das Tempo ist nicht so schlecht, wie es jetzt voran geht.»
Es bleibt also ein langer Weg. Doch den Meilenstein heute wollen die Frauen geniessen und sich beweisen. «Jetzt ist unsere Zeit gekommen, für diesen Wettkampf auf der Grossschanze. Ich freue mich sehr darauf», so Seyfarth. «Und ich sehe keinen Grund dafür, dass das Frauen-Skispringen nicht irgendwann mal genau so anerkannt ist wie das der Männer.»
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