Es sind die Worte, die Nadine Fähndrich zu einer grossartigen Leistung beflügeln. «Du chasch das!!!», ruft Laurien van der Graaff ihrer Teamkollegin hinterher. Und wie die kann!
Die Eigenthalerin übernimmt im Teamsprint an der WM in Oberstdorf als Fünfte mit Rückstand auf Jonna Sundling (Sd) und Natalja Neprjajewa (Russ). Ruckzuck läuft sie die Lücke zu, attackiert im Aufstieg und lässt die Russin stehen. Sundling kann sie zwar knapp nicht abschütteln und verliert den Schlusssprint, trotzdem gibt es Silber!
«Sie schreit mich immer an»
«Sie schreit mich immer an», sagte Fähndrich vor dem Rennen über die letzte Übergabe und erklärte, wie sehr die Worte von Van der Graaff sie beflügeln. Und nun ist dieser Schrei-Trick bitter nötig. Nach dem Debakel im Einzel-Sprint (Out in der Quali) hat Fähndrich Mühe. «Zwischen Halbfinal und Final habe ich wirklich gezweifelt», verrät sie bei SRF. «Ich habe mich nicht so gefühlt, wie ich wollte.»
Doch spätestens als Van der Graaff sie in die letzte Ablösung schickt, ist das vorbei. Während die USA und Slowenien um Rang drei taktieren wollen, greift Fähndrich voller Überzeugung an. Und Van der Graaff? Die zweifelt kaum: «Ich weiss, sie hat eine unbeschreibliche letzte Runde.»
Erste Medaille von Schweizer Frauen seit 34 Jahren
Unheimlich ist auch die Serie, die das Schweizer Sprint-Duo hinlegt. Zum fünften Mal in Serie stehen die beiden im Teamsprint auf dem Podest – jetzt endlich auch an einem Grossanlass. Es ist also eine Medaille mit Ansage. Und doch ist sie im historischen Kontext eine Sensation. Fähndrich und Van der Graaff holen die total sechste Schweizer WM-Medaille der Geschichte im Langlauf. Und erst die zweite von Frauen nach 34 Jahren: Evi Kratzer holte 1987 Bronze über 5 Kilometer – ebenfalls in Oberstdorf.
«Das klingt unglaublich. Wir haben immer gesagt, wir wollen diese Medaille und jetzt ist sie da. Diese Emotionen sind unbeschreiblich», so Van der Graaff.
Genugtuung für Van der Graaff nach vielen Dramen
«Alles andere als eine Medaille wäre eine Enttäuschung», sagten beide Anfangs WM. Doch die beiden konnten dem Druck standhalten. Dies wohl auch, weil es einfach passt zwischen dem Duo. «Wir haben ein Ur-Vertrauen ineinander», verrät Van der Graaff. «Wir spüren uns gut. Da ist Respekt und Freundschaft. Das passt gut.»
Für die 33-Jährige ist es eine besondere Genugtuung. Immer hat die Davoserin in ihrer Karriere relativ vollmundig angekündigt, dass sie eine Medaille will. Immer ist sie gescheitert – mit schlechten Ski, Stürzen oder einer schwachen Form. Nun, bei ihrer wohl letzten WM, ist es für die einstige Einzelkämpferin doch noch aufgegangen.
Schweizer Männer geschlagen
Bei den Männern landen Jovian Hediger und Roman Furger auf dem neunten Platz. Der Traum vom Podest platzt in der zweitletzten Runde. Immerhin: Nach einem Sturz im Halbfinal war schon die Finalteilnahme in akuter Gefahr.
Gold geht an die Norweger Johannes Hösflot Kläbo und Erik Valnes. Silber sichert sich Finnland mit Ristomatti Hakola und Joni Maki vor Russland mit Alexander Bolschunow und Gleb Retiwych.