Bei der Alpin-WM in Cortina haben es die Frauen gerichtet. Lara Gut-Behrami und Co. haben der WM den Stempel aufgedrückt. Keine andere Nation war stärker. 6:3 Medaillen lautete der innerschweizerische Vergleich mit den Männern – oder 3:0 Goldmedaillen.
Von einer ähnlichen Bilanz kann man an der Nordisch-WM nur träumen. Sie wird heute in Oberstdorf eröffnet. «Das Ziel ist eine Medaille, das sollte schon sein», meint Nordisch-Direktor Hippolyt Kempf, der ansonsten von einem Zwischenjahr auf dem Weg nach Olympia in Peking 2022 spricht. Gut möglich, dass es aus Schweizer Sicht, wie zuletzt in Tirol, auch im Allgäu die Frauen richten müssen.
«Alles andere als eine Medaille wäre eine Enttäuschung»
Das Duo Nadine Fähndrich (25) und Laurien van der Graaff (33) ist unser grösster Trumpf. Am kommenden Sonntag gehören die beiden im Skating-Teamsprint nach vier Podestplätzen in den letzten vier Rennen zu den Favoritinnen. Vielleicht nicht auf Gold, aber sicher auf eine Medaille. «Alles andere als ein Podestplatz wäre eine Enttäuschung», sagt Fähndrich forsch. «Sicher, diese Serie will man doch fortsetzen», meint auch Van der Graaff.
Es wäre eine Medaille mit historischem Wert. Bisher ist Evi Kratzer die einzige Schweizer Langläuferin, die eine Medaille gewinnen konnte. 1987 war das über 5 Kilometer – In Oberstdorf.
Die wichtigsten Infos zur Nordisch-WM in Oberstdorf
Nicht mehr als ein Traum bleiben Medaillen in den anderen Disziplinen der Frauen, auch wenn Fähndrich in diesem Jahr zu den stärksten Sprinterinnen gehört. Aber die Einzel-Sprints am Donnerstag finden in der klassischen Technik statt. Da ist sie den Beweis, Weltklasse zu sein, schuldig geblieben.
Cologna nicht Top-Favorit, aber Schritt gemacht
Bei den Männern in der Loipe ist Dario Cologna (34) die grosse Wundertüte. Er steht diese Saison mit einem Podestplatz da. Bei der Tour de Ski profitierte er von einem russischen Massen-Crash. Ansonsten? Ein paar ansprechende Ergebnisse in den Top 10 oder knapp dahinter – und auch viele Enttäuschungen.
Top-Favorit ist Cologna aufgrund seiner Ergebnisse sicher nicht. Aber: Es ist Cologna. «Im Fokus stehen andere. Aber Dario hat sehr gut trainiert und hat einen Schritt machen können. Was er beim Skiathlon in Lahti gezeigt hat, war schon ein super Zeichen», sagt Disziplinenchef Christian Flury.
Daneben gibt es ein paar leise Hoffnungsschimmer. Jovian Hediger (30) hat beim Saisonstart in Ruka gezeigt, dass er im Klassisch-Sprint zu den Weltbesten gehören kann. Es blieb jedoch sein einziges Top-Ten-Ergebnis im Einzel. Anfang Monat sorgte er im Teamsprint mit Roman Furger (31) für die Sensation und holte den ersten Podestplatz der Geschichte für die Schweizer Männer. Zu den Favoriten gehören die beiden deswegen noch nicht. Und dann wäre da noch die Staffel, die letzte Saison den Podest-Coup schaffte. «Wir haben eine gute Breite», meint Flury dazu. «Wenn alles zusammenpasst, ist etwas möglich.»
Skisprung-Medaille wäre Sensation
Bleiben die Skispringer. Simon Ammann (39) ist zwar eine beeindruckende Auferstehung gelungen, doch ihm fehlt noch viel bis zur Spitze. Auch wenn sein Weg aus dem Loch «bis hierhin grösser war als von hier bis an die Spitze», wie Kempf es formuliert. Mehrheitlich sind es gute Einzelsprünge in der Qualifikation oder in Probedurchgängen, die Anlass für leise Hoffnung geben. Mehr nicht. Nur ein einziges Mal taucht der 39-jährige Vierfach-Olympiasieger in den Top 10 der Rangliste auf.
Teamleader ist Gregor Deschwanden (29). In Rasnov war er bei der Hauptprobe Fünfter nach dem ersten Durchgang. Das zeigt, was in ihm stecken würde, wenn zwei Sprünge gelingen. Und Dominik Peter (19) reist zwar mit einer Medaille von der Junioren-WM im Gepäck an. Bei den Grossen ist er davon aber noch weit entfernt.
Ein Athlet in den Top 10 oder zwei in den Top 20, so die Hoffnung von Kempf. Eine Medaille der Skispringer wäre eine Sensation.