Nach Anzugs-Skandal an der WM
So dreist schummelten die Skispringer früher

Der jüngste Anzug-Skandal bei der Nordischen Ski-WM reiht sich in eine lange Geschichte von Betrugsversuchen im Skispringen ein. Auch ein Schweizer Weltmeister hat schon bewusst geschummelt.
Publiziert: 10:08 Uhr
|
Aktualisiert: 13:59 Uhr
1/6
Ein Video hat die Anzugmanipulation der Norweger bei der Skisprung-WM aufgedeckt.
Foto: IMAGO/NTB

Darum gehts

  • Schon vor der Anzugmanipulation der norwegischen Skispringer wurde geschummelt
  • Athleten nutzten Tricks wie Haarspray und Anzugstausch zwischen Durchgängen
  • Skisprung-Legende Matti Nykänen soll von einem Landsmann bevorzugt worden sein
Die künstliche Intelligenz von Blick lernt noch und macht vielleicht Fehler.
RMS_Portrait_AUTOR_1051.JPG
Nicola AbtReporter Sport

In kaum einer Sportart wird mehr getüftelt und getrickst als im Skispringen. Bei der nordischen Ski-WM haben die Norweger ihre Anzüge manipuliert. Dass auch in der Vergangenheit geschummelt wurde, zeigen folgende Episoden:

Küttel griff zum Haarspray

Während seiner Juniorenzeit liess der Schweizer Skispringer Andreas Küttel (45) nichts unversucht. «Wir sprühten unseren Anzug mit Haarspray voll, damit die Luftdurchlässigkeit abnahm», erzählte der Weltmeister von 2009. Je weniger Luft in den Anzug eintritt, desto weiter trägt er den Springer.

Anzugstausch in der Halbzeit

Dass auch zu seiner Zeit bei den Profis geschummelt wurde, merkte Küttel nach seinem ersten Weltcupsieg 2005. Der Schweizer stellte im zweiten Durchgang einen neuen Schanzenrekord auf. Als ihn am nächsten Morgen der damalige Cheftrainer der Österreicher fragte, ob er beim zweiten Sprung den gleichen Anzug wie beim ersten getragen habe, reagierte er zunächst verwirrt. «Ich habe nur einen Anzug», antwortete er.

In diesem Moment wurde Küttel klar, wie das unfaire Spiel der Top-Nationen funktionierte. Diese tauschten zwischen den Durchgängen die Anzüge. «Wenn du nach dem ersten Durchgang in die Kontrolle musstest, konntest du davon ausgehen, dass du nach dem zweiten Sprung verschont bleibst.» Der zweite, voluminösere Anzug katapultierte sie in Richtung Podest. Da die Farben der Anzüge identisch waren, blieb es im Verborgenen.

Fake-Jubel im Auslauf

Jubeln trotz eines schlechten Sprungs? Was unlogisch tönt, wurde tatsächlich jahrelang gemacht. Die Verrenkungen sollen den Anzug wieder in Ordnung bringen. Um bei der anschliessenden Kontrolle nicht disqualifiziert zu werden. Dahinter steckt ein ausgeklügeltes Klettverschluss-System.

Der Anzug wird mit der einteiligen Unterwäsche verbunden und so in die perfekte Flugform gebracht. Im Auslauf strecken die Athleten ihre Arme in die Höhe, um die Verbindung zwischen Unterwäsche und Anzug unbemerkt zu lösen. Der Betrug fiel nicht auf. 

Landsmann-Bonus?

Skisprung-Legende Matti Nykänen (†55) lieferte während seiner Karriere unzählige Schlagzeilen. Als 18-Jähriger gewann er WM-Gold. Später prügelte sich der Finne mit einem Teamkollegen und landete schliesslich im Gefängnis. Eine Geschichte ist bis heute ungeklärt. Wie weit sprang er beim Skifliegen in Planica 1986? Gemessen wurde eine Weite von 191 Metern. Wobei messen übertrieben ist.

Damals wurde die Weite auf Basis der Linien im Schnee geschätzt. Einige Beobachter glauben bis heute, dass Nykänen nur knapp 186 Meter weit gesprungen ist. Angeblich soll ein finnischer Kampfrichter seinem Landsmann ein paar Meter geschenkt haben.

Gewicht in den Schuhen

Je leichter, desto besser. Dieser Grundsatz gilt bis heute im Skispringen. Um dem Trend der Magersucht entgegenzuwirken, führte der Weltverband eine Body-Mass-Index-Regel ein. Nur wer einen gewissen Wert auf der Waage im Vergleich zu seiner Körpergrösse erreichte, durfte starten. Einige Skispringer versteckten kleine Gewichte in ihren Schuhen, um beim offiziellen Wiegen schwerer zu erscheinen.

Externe Inhalte
Möchtest du diesen ergänzenden Inhalt (Tweet, Instagram etc.) sehen? Falls du damit einverstanden bist, dass Cookies gesetzt und dadurch Daten an externe Anbieter übermittelt werden, kannst du alle Cookies zulassen und externe Inhalte direkt anzeigen lassen.
Fehler gefunden? Jetzt melden
Was sagst du dazu?