Szene versinkt im Chaos
Norwegische Ex-Skispringer räumen Betrug ein

Gefühlt versinkt die Skisprung-Szene jeden Tag ein grosses Stück mehr im Chaos. Nun melden sich mit Tande, Jacobsen und Evensen drei ehemalige norwegische Athleten zu Wort. Sie alle geben zu, manipuliert zu haben.
Publiziert: 15:43 Uhr
|
Aktualisiert: vor 9 Minuten
1/7
Daniel-André Tande (rechts): 2018 bei den Olympischen Spielen in Pyeongchang gewann er mit dem Team Gold.
Foto: imago/Bildbyran
sda-logo_g.jpeg
SDASchweizerische Depeschenagentur

Nach dem Anzug-Skandal bei der WM in Trondheim hat der norwegische Skisprung-Olympiasieger Daniel-André Tande Betrug während seiner Laufbahn eingeräumt.

«Absolut jeder macht es», sagte der 31-Jährige dem norwegischen Rundfunk NRK zur Manipulation der Ausrüstung. «Ja, ich würde es wagen, zu sagen, dass ich das einige Male getan habe.» 2018 in Pyeongchang hatte Tande Olympia-Gold mit der Mannschaft gewonnen.

Auch die früheren Skispringer Anders Jacobsen und Johan Remen Evensen räumten Manipulationen ein. «Es ist ein hartes Wort. Betrug. Aber ich kann nicht mit meiner Hand auf meinem Herzen sagen, es nicht getan zu haben», sagte Jacobsen. «Denn wenn die Definition von Betrug ist, einen etwas zu grossen Anzug zu tragen, dann habe ich betrogen.» 2007 hatte Jacobsen die Vierschanzentournee gewonnen.

Manipulierte Unterwäsche

Dabei ging es nicht nur um illegale Veränderungen am Anzug, wie die Norweger berichteten. Auch Schuhe, Handschuhe und selbst die Unterwäsche werde manipuliert. Tande berichtete davon, dass die Norweger 2019 ihr zu dichtes Anzugmaterial mit einer Perforationsmaschine so verändert hätten, dass sie den Luftdurchlässigkeitstest bestanden. Laut Tande hätten das diverse Nationen getan, ein anderes Team hätte sich sogar die Maschine der Norweger ausgeliehen.

Die Hauptschuld sieht das Trio beim Weltverband FIS, der mit seinen Regularien die Springer zum Betrug anrege – und nicht immer konsequent durchgreife. «Der Grundsatz in dem Sport lautet, wenn du nicht erwischt wirst, hast du nicht betrogen», sagte Evensen. «Das ist ein Problem der Einstellung, das sich durch die ganze Skisprung-Welt zieht.»

Das Problem sei die FIS, sagte Tande. Er behauptete, Kontrolleure würden sichtbare Manipulationen nicht beachten, damit man den richtigen Sieger habe. «Es ist das Beste für das Produkt, wenn in Norwegen ein Norweger gewinnt oder ein Österreicher in Österreich. Das ist allgemein bekannt», meinte Tande.

Auch Norwegens Co-Trainer muss gehen

Bereits zuvor hatte es im aktuellen Fall weitere personelle Konsequenzen gegeben. Nach Trainer Magnus Brevig ist wenige Tage nach der WM in Trondheim nun auch dessen Assistent Thomas Lobben mit sofortiger Wirkung suspendiert worden, wie der norwegische Skiverband mitteilte. Ein weiterer involvierter Mitarbeiter, Adrian Livelten, hatte zuvor ebenfalls gehen müssen.

Lobben habe zugegeben, am Entscheid zur Manipulation der Sprunganzüge beteiligt gewesen zu sein, sagte Generalsekretär Ola Keul laut einer Mitteilung. Die Norweger versprachen, bei den Ermittlungen des Weltverbands «voll und ganz kooperieren» zu wollen. Sämtliche angeforderten Anzüge habe man bereits der FIS übergeben.

Mit diesem Sprung gewann Lindvik WM-Gold
0:43
Vor Skandal an Heim-WM:Mit diesem Sprung gewann Lindvik noch WM-Gold
Externe Inhalte
Möchtest du diesen ergänzenden Inhalt (Tweet, Instagram etc.) sehen? Falls du damit einverstanden bist, dass Cookies gesetzt und dadurch Daten an externe Anbieter übermittelt werden, kannst du alle Cookies zulassen und externe Inhalte direkt anzeigen lassen.
Fehler gefunden? Jetzt melden
Was sagst du dazu?