Auf einen Blick
- Norwegens Skisprung-Team betrog bei der Heim-WM mit manipulierten Anzügen
- Der Cheftrainer war eingeweiht – die Athleten wussten angeblich von nichts
- Swiss-Ski zeigt sich «überrascht und geschockt» über die Vorfälle
Norwegens Skisprung-Team hat während der Heim-WM bewusst betrogen. Das gab Sportdirektor Jan Erik Aalbu (61) am Sonntagnachmittag auf einer Pressekonferenz zu. «Wir haben Änderungen an den Anzügen vorgenommen – im Wissen, dass sie nicht legal sind», sagte Aalbu.
Am Samstag hatte er eine Manipulation noch bestritten. Jetzt rudert der Norweger zurück. «Wir haben versucht, das System auszutricksen. Das ist inakzeptabel.» Ein heimlich gefilmtes Video eines polnischen Journalisten brachte den Bschiss ans Licht. Darauf ist zu sehen, wie die in Einzelteile zerlegter Sprunganzüge an den Nähten getrennt und wieder zusammengenäht werden.
Ein klarer Regelverstoss. Nachdem der Anzug vom Weltverband geprüft und mit einem Chip versehen wurde, darf er nicht mehr verändert werden. Mit dem manipulierten Material flog Marius Lindvik (26) am Samstag zu Silber, sein Teamkollege Johann Andre Forfang (29) sprang auf den fünften Platz. Beide wurden inzwischen disqualifiziert.
So reagiert der Schweizer Verband
Laut Sportdirektor Aalbu wussten die Athleten von nichts. Sicher ist, dass Cheftrainer Magnus Brevig (41) eingeweiht war. Er ist auf den Videos zu sehen, welche die Manipulation mitten in der Nacht zeigen. Er fehlte an der Pressekonferenz. Da er sich schon auf dem Weg nach Oslo befindet. Dort findet am kommenden Wochenende der nächste Wettkampf statt.
Der Fall beschäftigt auch das Schweizer Team. Auf Blick-Anfrage teilt Swiss-Ski mit: «Das Material spielt im Skispringen eine entscheidende Rolle. Daher sind klare Regeln wichtig und auch, dass kontrolliert und gegebenenfalls sanktioniert wird. Swiss-Ski ist über die Informationen betreffend der mutmasslichen Manipulationen überrascht und geschockt. Wir stehen für einen respektvollen und fairen Sport und finden es richtig, dass Fehlverhalten sanktioniert wird.»
Der Weltverband hat inzwischen eine Untersuchung eingeleitet. Ob und wann weitere Sanktionen kommuniziert werden, ist offen. «Wir haben alle enttäuscht, die das Skispringen lieben. Ich möchte mich bei den anderen Nationen, den WM-Organisatoren und den Fans entschuldigen», sagt Aalbu abschliessend.