Olympische Winterspiele wird es in der Schweiz kaum noch jemals geben. Doch nun kommt aus dem Nichts eine Chance, dass bei uns schon in drei Jahren olympische Wettbewerbe stattfinden. Und zwar im legendären Natureiskanal von St. Moritz. Es geht also um Bob, Skeleton und Rodeln.
Olympia 2026 ist zwar an «Mailand-Cortina» vergeben. Doch die Italiener handelten sich ein massives Problem mit ihrer Bobbahn ein. Eigentlich sollte aus den Überresten des 2008 stillgelegten und für Olympia 1956 genutzten Eiskanals das neue «Cortina Sliding Centre» entstehen.
Nur: Die Aufträge zum Bau sind noch nicht einmal vergeben, das Projekt existiert erst auf dem Papier. Es ist zweifelhaft, ob die Bahn rechtzeitig fertig würde. Zumal sich Umweltverbände und auch Teile der italienischen Politik verbissen gegen den Bau wehren, der wohl eher 150 Millionen Euro statt der einst budgetierten 60 Mio. kosten wird.
Februar-Termin wäre kein Hindernis
Deshalb existiert nun ein spektakulärer Geheimplan. Nach Blick-Informationen könnten 2026 die olympischen Bob-, Skeleton- und Rodel-Rennen nach St. Moritz ausweichen. Das Engadin wäre damit nach den Spielen 1928 und 1948 zum dritten Mal Austragungsort für Olympia.
Offiziell kommentiert gegenüber Blick niemand aus der St. Moritzer Bobbahn-Chefetage die Pläne. Hinter vorgehaltener Hand ist lediglich zu hören, dass der Olympia-Termin im Februar vom Wetter her kein Problem für die Natureisbahn wäre.
Für den Schweizer Bobverband wären Olympia-Rennen daheim ein Jahrzehnte-Highlight. Präsident Sepp Kubli: «Swiss Sliding wäre natürlich sehr daran interessiert, wir würden es in jeder erdenklichen Form unterstützen.»
Allerdings gibts Konkurrenz aus Österreich. Der Eiskanal in Igls-Innsbruck ist ebenfalls eine Option. Doch um die Olympia-Bahn von 1976 ist bereits ein Zoff um die Kosten entbrannt. Die italienischen Olympia-Organisatoren wären nicht bereit, Igls für rund 50 Millionen zu renovieren. Die Ösis kassierten deshalb im Januar eine Absage, wollen nun gemäss ORF aber die Renovierung selber bezahlen und so wieder ins Rennen kommen.
IOC ist an nachhaltiger Lösung interessiert
Eine rasche Entscheidung ist nicht zu erwarten. In Cortina bleibt vorerst der eigene Bau im Fokus. Der Zeitdruck ist aber enorm. Der Kanal muss schon für den Winter 2024/25 bereit stehen, da auf einer neuen Olympia-Bahn vorherige Weltcup-Rennen als Testlauf vorgeschrieben ist.
Zudem stellte sich heraus, dass es mit einer Sanierung der alten, zerfallenen Bahn nicht getan ist. Es muss ein Neubau her. Auch, weil der alte Verlauf durch in der Zwischenzeit im Gelände erstellte Gebäude gar nicht mehr eins-zu-eins nutzbar ist.
Was will das IOC? Das Komitee ist offen für einen Eiskanal im Ausland. Auch wegen der Nachhaltigkeit – die in St. Moritz durchs Natureis ohnehin gegeben wäre. Für 2018 in Südkorea und 2022 in China wurden Bobbahnen neu hingeklotzt, die kaum mehr jemand nutzt. Zudem hat Italien schlechte Erinnerungen: Die Bobbahn für Turin 2006 wurde für 77 Mio. in Cesana gebaut und 2012 wieder abgebrochen.