Es ist ein Bild, das auf den ersten Blick mächtig irritiert. Auf der Bühne im Zielgelände in Celerina GR stehen die drei besten Bob-Teams des Zweier-Rennens auf dem Podest. Die drei Piloten und ihre Anschieber haben ihre WM-Medaillen um den Hals hängen. Doch die Fans sehen nur, dass die sechs Bob-Cracks weisse Bändel um den Hals tragen.
Am Bändel? Da hängt scheinbar nichts. Es blitzt kein Gold, kein Silber und keine Bronze. Die unsichtbaren Medaillen der Bob-WM von St. Moritz.
Erst auf den zweiten Blick wird klar: Diese «Plämpu» sind aus Glas statt aus mit Gold, Silber und Bronze überzogenem Metall wie sonst üblich. Nur ein feiner Rand im Bronze-Ton deutet den dritten Rang von Pilot Michael Vogt (25) und Anschieber Sandro Michel (26) an, dazu gibts eine WM-Gravur im Glas.
Zum Trophäen-Paket gehört auch ein kleiner Pokal
Der Eiskanal-Weltverband IBSF irritiert mit seinen WM-Medaillen. Das historische Edelmetall von Vogt – der Schwyzer rast am Sonntag im kleinen Schlitten zum ersten Schweizer WM-Podestplatz seit sieben Jahren – ist aus Glas statt aus Bronze.
Vogt nimmts locker. Ihm ist die Bedeutung der Medaille wichtig, nicht das Design. «Bei der IBSF sehen die Medaillen oft so aus», sagt er. Dem Bob-Star gefällt hingegen der kleine Pokal für den dritten Rang, an dessen Spitze eine bronzene Weltkugel prangt. Diese Mini-Trophäen stiftet das lokale OK der WM.
Am nächsten Wochenende jagen Vogt und sein Team im Vierer-Schlitten das nächste Glas-Stück mit ideellem Wert. «Wir wollen wieder die Deutschen ärgern und ums Podest fahren», kündigt die Schweizer Nummer 1 an.