Knall im Bob-Verband
Deshalb muss Star-Trainer Langen gehen

Olympiasieger Christoph Langen hat den Neuaufbau der einstigen Bob-Nation Schweiz vorangetrieben. Aber jetzt beschnitt der Verband seine Kompetenzen so sehr, dass die Bob-Legende den Dienst quittiert.
Publiziert: 17.03.2021 um 18:22 Uhr
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Aktualisiert: 17.03.2021 um 20:34 Uhr
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Bob-Legende Christoph Langen: Ein Jahr früher als geplant Schluss bei Swiss Sliding als Cheftrainer.
Foto: Swiss Sliding
Matthias Dubach

Drei waren einer zuviel! Im Bob-Verband ist das jährliche Stühlerücken zum Saisonende längst Tradition. Diesmal trifft es mit Christoph Langen (58) den Cheftrainer, der auch im Europacup und beim Nachwuchs das Sagen hatte. Der mit zwei Olympia-Goldmedaillen und acht WM-Titeln dekorierte deutsche Star-Coach und Swiss Sliding trennen sich ein Jahr vor Ablauf seines Vertrags.

Es ist ein Abgang durch die Hintertür des Mannes, der seit 2016 die Entwicklung der unerfahrenen Bob-Lehrlinge Michael Vogt (23), Simon Friedli (29) und Melanie Hasler (22) zu Weltklasse-Piloten massgeblich geprägt hat. Zuletzt ist unter Langen auch Michael Kuonen (29) Europacup-Gesamtsieger geworden.

Zuviele Alphatiere involviert

Was steckt hinter dem Abgang der Bob-Legende? Offiziell ist es eine Neuausrichtung der sportlichen Strukturen. Diese werden vom letztes Jahr neu eingestellten Duo Fabienne Meyer als Bob-Sportchefin und Rico Peter als neuem Bob-Spartenchef vorangetrieben. Neben diesen beiden war Langen nicht mehr erwünscht: Drei Alphatiere waren eines zuviel.

Langen sagt zu BLICK: «Ich bin schon enttäuscht. Es ist schade, dass ich die Jungs und Mädels nicht weiter begleiten kann. Aber ich kenne das Geschäft. Wenn neue Leute in den Verband kommen, haben die halt andere Vorstellungen als ihre Vorgänger.»

Langen durfte nicht nach Peking

In der neuen Struktur hätte sich der Star-Trainer nur noch um den Nachwuchs kümmern dürfen – auch die Olympischen Spiele 2022 hätten ohne ihn stattgefunden. Langen: «Ich hätte keine Chance gehabt, in Peking dabei zu sein. In einer solchen Rolle habe ich mich nicht mehr gesehen.»

Den einst geplante Aufstieg zum Weltcup-Trainer wurde Langen bereits 2020 verwehrt. Auch wenn es damals im Verband niemand offiziell so bestätigt: Man wollte verhindern, dass Langen direkter Chef seiner Lebenspartnerin und Weltcup-Pilotin Martina Fontanive (34) wird.

Jetzt geht der Deutsche gar vorzeitig – obwohl Swiss Sliding mit Vogt-, Friedli- und Hasler-Weltcup-Podestplätzen, einer starken Zweier-WM bei den Männern und Vogts Junioren-WM-Titel beim Neuaufbau voll im Soll ist.

Verband will Schweizer Trainer

Aber Sportchefin Meyer sagt: «Die neuen Strukturen sind mein langfristiges Projekt. Wir müssen unbedingt beim Nachwuchs die Ausbildung intensivieren.» Langen wird nicht ersetzt. «Wir werden nichts übers Knie brechen», sagt Meyer, «wir schauen uns jetzt in Ruhe an, was wir brauchen.» Meyer will mit ihrer Erfahrung als Trainerin des britischen Teams neben neuen Athleten auch eigene Trainer ausbilden. Damit künftig eben keine Ausländer wie Langen mehr geholt werden müssen.

Und das neue System sieht vor, dass Talente zuerst intensiv ausgebildet werden, bevor sie im Europa- oder gar Weltcup starten. Langens Philosophie war genau andersrum!

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