Die Geschichte liegt schon 33 Jahre zurück, erzählt hat sie Donghua Li aber so noch nie. «Ich lief ziellos durch die Strassen von Peking. Dann brauste ein grosser Bus heran. Ich dachte: Das ist meine Chance! Ich werfe mich vor ihn auf die Strasse und alles ist vorbei.» Li war damals 19 Jahre alt, chinesischer Meister und ein Superstar. Aber er war nach einem Sturz am Barren auch verletzt.
Diese Stellen sind rund um die Uhr für Menschen in suizidalen Krisen und für ihr Umfeld da:
- Beratungstelefon der Dargebotenen Hand: Telefon 143 www.143.ch
- Beratungstelefon von Pro Juventute (für Kinder und Jugendliche): Telefon 147 www.147.ch
- Weitere Adressen und Informationen: www.reden-kann-retten.ch
Adressen für Menschen, die jemanden durch Suizid verloren haben
- Refugium – Verein für Hinterbliebene nach Suizid: www.verein-refugium.ch
- Nebelmeer – Perspektiven nach dem Suizid eines Elternteils: www.nebelmeer.net
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Adressen für Menschen, die jemanden durch Suizid verloren haben
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Als ihm die Ärzte sagten, dass er die Olympischen Spiele 1988 in Seoul verpassen würde, brach für ihn eine Welt zusammen. Es gab niemanden, der Li auffangen konnte. Die Familie war weit weg, Smartphones und Facetime waren Fremdwörter. «Ich dachte in jener Zeit oft an Selbstmord. Warum ich es letztlich nicht tat? Ganz genau weiss ich es nicht. Aber ich erinnere mich an die Begegnung mit einem Strassenmusiker. Er hatte nichts im Leben, wirklich nichts. Aber er sang ein wunderschönes Lied, das mir nicht mehr aus dem Kopf ging. Ab diesem Moment schaute ich vorwärts. Es war ein Wendepunkt.»
Immer noch gleich schwer wie in Atlanta
Was folgte, ist längst bekannt. Donghua Li wanderte in die Schweiz aus, erhielt nach fünf Jahren die Staatsbürgerschaft und wurde 1996 in Atlanta Olympiasieger am Pauschenpferd. Er schrieb Schweizer Sportgeschichte. «Man sagt häufig, dass man nicht zurückschauen sollte. Aber ich mache es gerne», sagt er.
Tatsächlich erinnert fast jede Ecke in seiner Wohnung in Adligenswil LU an vergangene Erfolge. Fotos, Medaillen, Pokale, Auszeichnungen – es wirkt, als hätte jemand eine Zeitmaschine angeworfen. Der Eindruck wird durch Li selbst verstärkt. Warum? Der 53-Jährige sieht heute noch fast genau gleich aus wie damals. «Und ich bin noch immer 57 Kilo schwer», sagt er stolz.
Das kommt nicht von ungefähr. Denn: Li macht täglich Sport. Seit dem Krebs-Tod seines Sohnes Janis (2012–2019) sogar noch intensiver als früher. «Ich fiel in ein schwarzes Loch, aber nach einem Jahr habe ich mich gefangen – auch dank des Golfsports. Ich übe wie ein Verrückter. Mein Ziel ist ein Single-Handicap und die Teilnahme an den Schweizer Meisterschaften der Ü50.»
Olympia-Comeback mit 56 Jahren?
Auch das Turnen hat Li nie beiseitegelegt. Im Gegenteil. «Einmal Turner, immer Turner», sagt er. Li gibt Stunden, macht Seminare und übt regelmässig am Pauschenpferd. Wie würde er wohl bei der Kunstturn-EM in Basel (ab Mittwoch) abschneiden? «Ich könnte Gold holen», sagt er. Wie bitte? «Ich müsste noch etwas mehr Kondition trainieren. Aber technisch bin ich an diesem Gerät immer noch viel besser als die anderen.»
Tatsächlich kokettiert Li gar mit einem Comeback bei den Olympischen Spielen 2024 in Paris. Dann wäre er 56 Jahre alt. «Wieso nicht?», fragt er lachend. Man wagt es nicht, darauf etwas zu antworten.