Jetzt spricht der umstrittene Nationaltrainer Fabien Martin (45)
«Ich habe ein absolut reines Gewissen»

Psycho-Spiele, Drohungen, Beschimpfungen – mit diesen Vorwürfen im Kopf geht Frauen-Nationalcoach Fabien Martin die EM in Basel an. Erstmals äussert er sich dazu.
Publiziert: 13.04.2021 um 18:34 Uhr
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Aktualisiert: 02.05.2021 um 16:30 Uhr
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Dem Schweizer Frauen-Chefcoach, Fabien Martin (54), werden Psycho-Spielchen mit seinen Schützlingen vorgeworfen.
Foto: Keystone

Die «Magglingen-Protokolle» stehen weiter im Raum – auch wenn sie durch die bevorstehende Kunstturn-EM in Basel (ab 21 April) vorübergehend verdrängt werden. Im Fokus: der Nationaltrainer der Frauen, Fabien Martin.

Im Tamedia-«Magazin» wurde der 54-Jährige durch die beiden zurückgetretenen Turnerinnen Lynn Genhart (18) und Fabienne Studer (19) attackiert. Sie werfen Martin psychische Gewalt vor, Drohungen, mit denen er sie in schwerste Depressionen und Essstörungen getrieben habe. Die Prüfung des Falls beim Schweizerischen Turnverband STV durch die neu ins Leben gerufene Ethik-Kommission läuft, ist aber bis nach der EM auf Eis gelegt.

Martin ist sich keiner Schuld bewusst

Erstmals nimmt der umstrittene Martin nun Stellung zu den Vorwürfen. Er sagt, dass er sich keiner Schuld bewusst sei. «Das alles belastet mich zum jetzigen Zeitpunkt nicht», so der Franzose, der seit 2017 Cheftrainer ist, am Dienstag. «Ich verschiebe alles auf nach der EM, damit ich meinen Kopf frei habe für die vier Mädchen, die turnen.»

Es sei gut, durch den offenen Brief der Athletinnen und Athleten zu wissen, wie diese den Fall sehen. Darin hatten sie beteuert, nach wie vor gerne unter ihrem Chef zu trainieren. Martin: «Ich weiss, wie ich im Training bin. Ich habe absolut kein schlechtes Gewissen.»

Warten auf Entscheid der Ethik-Kommission

Wie die Ethik-Kommission zu ihm steht, weiss Martin hingegen noch nicht. Er begrüsse, dass es diese neutrale Organisation gibt – die Entscheidung, seinen Fall erst nach der EM zu behandeln und darüber zu urteilen, sei von deren Seite gekommen. «Ich kenne die Leute nicht persönlich, habe aber vollstes Vertrauen in sie», so Martin, der erneut seine Bereitschaft betont, vollumfänglich zu kooperieren. «Im Januar schrieb ich an die Ethik-Kommission, dass ich bereit bin, alles zu tun, was man von mir verlangt.»

Im Detail wisse er gar nicht genau, was in den «Magglinger Protokollen» stehe, sagt Martin. Und betont: «Ich bin den beiden sicher nicht böse. In unserem Sport ist es kompliziert. Es wird mit allen Mädchen geredet, gewisse nehmen Dinge persönlicher, andere erleben es anders.» Charaktere seien verschieden, Empfindlichkeiten auch.

Steingruber immer gut betreut

Unterstützung bekommt Martin von Giulia Steingruber. Grundsätzlich blieben Trainer-Angelegenheiten, die im Team geregelt würden, intern, erklärt das Schweizer Aushängeschild. Sie selbst betreffe es aber nicht: «Ich hatte Glück, dass alles stets gut für mich lief. Ich hatte nie ein Problem mit meinen Trainern und bin immer gut und anständig betreut worden.» Für die anderen, denen es weniger gut gehe, tue es ihr leid. «Sie können jederzeit auf meine Hilfe zählen und es ist gut, dass es nun auch andere Anlaufstellen gibt.» Dann appelliert Steingruber daran, dass sich alle ab jetzt aufs Turnen konzentrieren müssen. «Wir müssen in der Halle abliefern – das Drumherum müssen wir deshalb ausblenden.»

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