Seit Boris Becker (55) 1996 die Australian Open gewann, konnte kein Deutscher mehr bei einem Grand Slam triumphieren. Auch Angelique Kerbers (35) Wimbledon-Sieg ist bereits fünf Jahre her.
Kein Wunder, schlägt Becker Alarm. Aktuell ist Deutschland nur achtmal in den Top 100 der beiden Weltranglisten vertreten – dreimal bei den Frauen und fünfmal bei den Männern. «Es sind ernüchternde Fakten. Das ist die Realität. Wir haben nicht den Nachwuchs, den wir uns wünschen», sagt er im Eurosport-Podcast «Das Gelbe vom Ball».
Frauen
65. Tatjana Maria
89. Anna-Lena Friedsam
100. Tamara Korpatsch
Männer
19. Alexander Zverev
24. Jan Lennard Struff
51. Yannick Hanfmann
58. Daniel Altmaier
90. Dominik Koepfer
Frauen
65. Tatjana Maria
89. Anna-Lena Friedsam
100. Tamara Korpatsch
Männer
19. Alexander Zverev
24. Jan Lennard Struff
51. Yannick Hanfmann
58. Daniel Altmaier
90. Dominik Koepfer
Besonders der Blick auf andere grosse Tennisnationen wirft bei Becker Fragen auf. Nicht nur, weil die USA (24) oder Frankreich (16) deutlich mehr Top-Spieler haben. «Wo ist der deutsche Carlos Alcaraz, wo sehen wir Nachwuchsspieler, die in der Weltspitze mitspielen können? Ich sehe sie nicht», sagt Becker. Denn während der Spanier mit 20 Jahren bereits zweifacher Grand-Slam-Champion ist, hat Deutschland gar keine so jungen Spieler vorne in der Weltrangliste.
Ein gesellschaftliches Problem
In den Top 100 der Männer sind Alexander Zverev (26) und Daniel Altmaier (24) die Jüngsten. Zum Vergleich: Aus Frankreich sind es fünf und aus den USA sieben Spieler, die 22 oder jünger sind.
Was Becker vermisst: Nachwuchsspieler, die ins Hauptfeld vorstossen und die zweite oder dritte Runde erreichen. «Bei den Damen sehe ich sie nicht und auch bei den Herren, abgesehen von ein, zwei Ausnahmen», so das ernüchternde Fazit. Als Grund nennt er ein gesellschaftliches, kulturelles Problem, das auch im Fussball bekannt ist. Auch dort kränkelt Deutschland in den letzten Jahren. «Unsere 15-, 16-Jährigen haben heute andere Gedanken als die, Tennisspieler oder Fussballer zu werden.»
Mehr zu Zverev
Das zeigt ein Blick auf die Siegerlisten der Nachwuchs-Majors. 2012 gewann Annika Beck (29) die French Open, zwei Jahre später Alexander Zverev die Australian Open. Seither wartet man auf einen deutschen Triumph. Beide haben es nicht geschafft, ihren Sieg bei den Profis zu wiederholen. Beck gewann zwei Turniere und beendete 2018 ihre Karriere.
Zverev-Ärger mit Ex-Freundinnen
Und Zverev? Er wurde 2021 Olympiasieger und gewann zweimal die ATP-Finals (2018 und 2021). Einen Major-Titel hat er bisher aber auch nicht vorzuweisen. Bestes Resultat: Final der US Open 2020. In der Weltrangliste ist die einstige Weltnummer 2 inzwischen auf Platz 19 abgerutscht.
Zudem sorgt Zverev immer wieder anderweitig für Schlagzeilen. Zum einen, weil er gerne auf dem Platz die Nerven verliert, zum anderen mit seinem Privatleben. Und das nicht erst, seit er mit Sophia Thomalla (33) zusammen ist, sondern vor allem wegen seinen Ex-Freundinnen. Olga Scharipowa warf ihm psychische und physische Gewalt vor. Weil es keine ausreichenden Beweise gab, stellte die Spielervereinigung ATP ihre Ermittlungen ein, wie Anfang Jahr bekannt wurde. Brenda Patea, die Mutter seiner Tochter (2), zeigte ihn erst kürzlich wegen Körperverletzung an. Diesen Vorwurf wies er am Montag am Rande des ATP-Turniers in Hamburg zurück.
Nichtsdestotrotz können die Deutschen laut Becker froh sein, ein Quartett um Zverev zu haben, das sich in den Top 60 hält. Und zumindest die Hoffnung auf Erfolge wahrt. (bir)