Er hat eigentlich alles, um der Posterboy der Tennis-Tour zu werden: Alexander Zverev, genannt Sascha. Der 23-jährige Hüne macht optisch was her, ist sympathisch, eloquent und ein Kosmopolit. Doch plötzlich steht der deutsche Hoffnungsträger mit russischen Wurzeln im Gegenwind. Die hässlichen Prügel-Vorwürfe seiner Ex-Freundin Olga Scharypowa lasten schwer.
Die Sport-Welt fragt sich: Wie tief sind die Abgründe, die sich hinter dem Offensichtlichen auftun?
Schnoddrig, arrogant und manchmal jähzornig
Dass Zverev mehrere Gesichter hat, ist längst bekannt und eigentlich nicht weiter schlimm. Zuweilen kann die Weltnummer 7 schnoddrig und arrogant auftreten. Von seinem Umfeld wird er gemäss der deutschen «Bild» als emotional und manchmal jähzornig beschrieben.
Auf dem Court zeigt sich das dann im Zertrümmern von Rackets oder Pöbeleien gegen den Referee wie in Wimbledon 2018. Auch seinen Vater Alexander hat Sascha auf dem Court schon angeschnauzt. «Halt die Klappe, was zum Teufel redest du da! Ich habe keinen Aufschlag mehr, und du erzählst mir irgendeinen Scheiss!», brüllt er Anfang Jahr beim ATP Cup.
«Ich neige dazu, wütend zu werden»
Zverev weiss um sein «Wut-Problem». Letzte Woche sprach er in einem Interview mit der «Gala» darüber, noch vor den Anschuldigungen durch seine einstige Freundin. Er hätte Mühe mit dem Verlieren, meinte der US-Open-Finalist da. «Das ist etwas, woran ich wirklich noch arbeiten muss. Ich neige dazu, wütend zu werden und meine Emotionen in mich hineinzufressen.» Aussagen, die ihn im neuen Licht nicht gut dastehen lassen.
Als gewalttätig gilt Zverev jedoch eigentlich nicht. Niemals wurde er so beschrieben – bis jetzt. Der 1,98-Meter-Gigant streitet die Vorwürfe von Scharypowa vehement ab. Doch die Russin droht bereits weitere Enthüllungen an. Es habe immer wieder Wutausbrüche gegeben.
Online-Petition fordert Suspendierung
Ärger hat Zverev sowieso schon jetzt am Hals. Auf der weltweit grössten Kampagnenplattform «Change.org» läuft bereits jetzt eine Petition gegen ihn unter dem Titel «Suspendiert Alexander Zverev». Ziel der Initiantin «Shauni R.» ist es, Druck auf die ATP auszuüben, damit der Deutsche für die Turniere der Tennis-Tour ausgeschlossen wird.
Noch ist die Kampagne harmlos. Bis Samstagmittag sind 158 Unterschriften zusammengekommen.
Was daraus aber erwachsen kann, lässt sich nicht erahnen. Auf Twitter kursiert momentan der Hashtag #ibelieveOlya. Zahlreiche User solidarisieren sich so mit Scharypowa. Die australische Tennis-Spielerin Daria Gavrilova bietet dabei mit ihren zehntausenden Followern einen für Zverev gefährlich Nährboden. Es sei gut, dass sich Olga geöffnet habe, schreibt Gavrilova.
Schlammschlacht in vollem Gang
Der Image-Schaden ist also schon angerichtet für Zverev, der bei Roger Federers Vermarktungsagentur «Team 8» unter Vertrag ist. Wie schwerwiegend er sein wird, wird sich noch zeigen müssen.
Noch weiss er eine ziemlich treue Fan-Basis auf seiner Seite. Der Instagram-Post, in dem er sich verteidigt, wird zu Zehntausenden geliked. In den Kommentaren wird er verteidigt und Scharypowa angegriffen. Sie sei nur auf den Ruhm aus, so die Meinung seiner Fan-Gemeinde. Die Schlammschlacht ist in vollem Gang.