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Djokovic wettert gegen Federer:«Erziehe doch deine Kinder und geh Skifahren»

«Wir gegen alle»
Die Djokovics erzürnen die Tennis-Welt

Weltweit wird auf Novak Djokovic eingeprügelt nach dem Corona-Debakel an seiner Turnier-Serie. Die Familie kämpft an seiner Seite. Schuldig sind die anderen.
Publiziert: 28.06.2020 um 09:45 Uhr
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Aktualisiert: 28.11.2020 um 10:40 Uhr
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Die Djokovics stehen zusammen nach dem Corona-Debakel an der Adria Tour: Mutter Dijana, Bruder Marko, Novak, Bruder Djordje, Papa Srdjan und Ehefrau Jelena (v.l.).
Foto: DUKAS
Stefan Meier

Und wieder stehen sie alle zusammen. Die Djokovics gegen den Rest der Welt. Egal, was passiert.

Wegen eines sorglosen Umgangs mit dem Coronavirus bei seiner Adria Tour erzürnte die Weltnummer 1 die Tennis-Welt. Novak Djokovic (33) selber und zahlreiche weitere Akteure steckten sich an. Weltweit prasselt nun Kritik auf den Serben ein. Doch die Familie Djokovic steht wie eine 1 hinter Novak.

Mama Dijana (56) spricht zum Beispiel von «erschreckender Kritik» an ihrem ältesten Sohn. Papa Srdjan (59) zeigt mit dem Finger auf Grigor Dimitrov. Der Bulgare, der als Erster der Spieler positiv auf Covid-19 getestet wurde, habe «der Familie Djokovic grossen Schaden zugefügt». Und Djordje Djokovic (24), Novaks jüngster Bruder, weist ebenfalls alle Schuld von sich. «Wir haben alles getan, um uns zu schützen.» Dass die Djokovics selber Fehler begangen haben könnten? Kein Thema.

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Schutz gesucht vor dem Bomben

Die Familie Djokovic musste viel durchleiden. Als 1999 Serbien im Kosovo-Konflikt von der Nato bombardiert wurde, wohnte Novak mit seinen jüngeren Brüdern Marko und Djordje bei seinem Grossvater Vladimir nahe Belgrad. «Der Keller ist praktisch der Ort, an dem wir gewohnt haben», erinnerte sich Novak in einer BBC-Dokumentation. Im Bunker hätten sie Schutz vor den Bomben gesucht, die fast jede Nacht vom Himmel fielen.

Djokovic ist damals 12 und die Eltern sind oft weg. Sie arbeiten in den Bergen im Skigebiet Kopaonik, etwa vier Autostunden entfernt. Dort, wo Novak seine Wurzeln hat. Die Eltern betreiben eine Pizzeria und eine Boutique, um genug Geld für ihre Kinder und Novaks Karriere zusammenzukratzen.

Denn früh merken Srdjan und Dijana, dass Novak der Weg aus der Armut sein kann. Zwar haben beide mit Tennis eigentlich nichts am Hut, Srdjan war Skirennläufer. Doch als Trainerin Jelena Gencic Novak mit sechs Jahren zu trainieren beginnt, ist sie schnell begeistert von seinem Talent.

Geld von Kriminellen für die Karriere

Um die Karriere zu finanzieren, leiht sich Srdjan Geld von illegalen Banden. Die Wucherkredite schweben wie ein Damokles-Schwert über der Familie. Sie leben in Angst, irgendeinmal nicht mehr zahlen zu können und dann die Quittung für das grosse Risiko zu erhalten.

Doch Novak Djokovic macht seinen Weg. Mit 12, kurz nach den Nato-Bomben, bricht er nach München auf und trainiert dort in der Akademie des Kroaten Niki Pilic. Das Ziel ist schon damals klar: Der Junge will Nummer 1 werden.

Als er 2003 mit 15 erstmals auf der ATP Tour auftaucht, wird er schnell zum Top-Spieler und führt die Familie in ein besseres Leben. 2006 folgen die ersten Turniersiege und 2008 holte er in Melbourne seinen ersten Grand-Slam-Titel, schlägt im Halbfinal Roger Federer. Und Dijana sagt in der Euphorie diesen Satz, der es Novak jahrelang schwer macht: «Der König ist tot, lang lebe der König.»

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Federer als Feindbild der Djokovic-Familie

Dieser Affront gegen Federer kommt im Gentleman-Sport gar nicht gut an. Novaks Image leidet und die «Wir gegen alle»-Haltung der Djokovics akzentuiert sich erst recht. Papa Srdjan sitzt jeweils in T-Shirts mit Novaks Konterfei in der Box, was sogar dem Sprössling peinlich ist.

Und immer wieder nehmen die Djokovics Federer ins Visier. «Er ist vielleicht der grösste Tennisspieler aller Zeiten, aber als Mensch ist er das Gegenteil», poltert Vater Srdjan 2013. Wiederholt fordert er den Schweizer zum Rücktritt auf. Zuletzt vor einer Woche, als er sagt: «Erziehe doch deine Kinder, geh Ski fahren!»

Der Grund für die Wut auf Federer? Es muss an dessen Popularität liegen. Während Federer (und auch Rafael Nadal) die Herzen überall auf der Welt zufliegen, kämpft der 17-fache Grand-Slam-Sieger verbissen um Anerkennung. Das tut der Familie weh. Mama Dijana macht daraus keinen Hehl. «Ich leide darunter», sagt sie. «Das Publikum respektiert zwar Novaks Erfolg. Aber sobald er gegen Federer spielt, jubeln die Fans Federer zu.»

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Die jüngeren Brüder wurden vernachlässigt

Nicht die Familie. Dabei litten die Brüder Marko (28) und Djordje (24) eigentlich unter Novaks Erfolg. Beide waren auch talentierte Spieler, spielten auch mit ihm zusammen Doppel, schafften es aber nie an die Spitze. Marko war Weltnummer 571, Djordje auf Rang 1463. «Alles drehte sich nur noch um Novak», verriet ihre Mutter über die Kindheit der beiden kürzlich gegenüber «Blic». «Wir vernachlässigten seine beiden jüngeren Brüder.»

Trotzdem halten sie zu ihrem älteren Bruder, wohl auch, weil sie fester Teil des Novak-Universums sind. Marko ist mittlerweile Assistent von Chefcoach Marian Vajda. Und Djordje fungierte als Direktor der verhängnisvollen Adria Tour.

Und Novaks Frau Jelena? Sie ist seit 2005 Teil des Clans. Seit 2014 sind sie und Novak verheiratet. Mit der 34-Jährigen hat Novak die beiden Kinder Stefan (5) und Tara (2).

Sie ist CEO der «Novak Djokovic Foundation» und sorgte kürzlich mit abstrusen Verschwörungstheorien über das Coronavirus und 5G, die sie auf Instagram verbreitete, für Schlagzeilen.

So wie Novak, der vor dem Corona-Debakel verkündet, man könne schmutziges Wasser Kraft des Geistes in Trinkwasser verwandeln. Ausserdem verteidigt er in den Medien seine Ehe mit Jelena gegen Scheidungsgerüchte, wettert gegen die US Open und gegen Impfungen. Die Djokovics gegen den Rest der Welt eben.

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