Barbara Rittner bringt es mit ihrer Kritik an Novak Djokovic und den schwerwiegenden Folgen der von ihm mitinitiierten Adria Tour auf den Punkt: «Das ist für die gesamte Tennis-Familie eine absolute Katastrophe. Da verstehe ich nicht, in welcher Welt die leben. Einigen ist ihr Erfolg wohl zu Kopf gestiegen». Das sagt die deutsche Tennis-Chefin dem Kölner Stadt-Anzeiger.
«Was nun, US Open? Roland Garros?», fragt die 18-malige Grand-Slam-Siegerin Martina Navratilova via Twitter. Die Frage ist berechtigt, denn Novak Djokovic stellt mit seiner Corona-Debakel-Tour das Comeback des gesamten Tennissports in Frage. Paul Annacone, der Ex-Trainer von Roger Federer, zweifelt bereits an der Durchführung der nächsten Turniere: «Dieses Desaster hat uns auf dem Weg zurück zur Normalität 15 Schritte zurückgeworfen.»
Turniere unter Beobachtung
Während Novak Djokovic sich in der Selbstisolation Gedanken machen wird, was er da ausgelöst hat, wird zum Beispiel in Charleston Tennis geboten. Spitzenspielerinnen wie Sofia Kenin, Victoria Azarenka, Sloane Stephens, Madison Keys und Eugenie Bouchard sind bei diesem Exhibition-Turnier dabei. Unter strengsten Sicherheitsregeln, die offenbar penibel befolgt werden. Dazu gehört Abstand halten, oder auch, dass die Ballkinder Maske und Handschuhe tragen. Jedes Turnier steht jetzt unter ganz genauer Beobachtung. Jede Spielerin, jeder Spieler, weiss seit dieser Adria Tour, dass es alle erwischen kann. Das ist wohl eine gute Erkenntnis.
Die Herren-Tour soll am 14. August mit dem Turnier in Washington wieder beginnen. Ab dem 31. August sind die US Open in New York geplant. Ohne Zuschauer und mit strengen Regeln. «Wir werden unser Sicherheitskonzept und die Hygieneregeln noch einmal überarbeiten und verschärfen, damit wir garantieren können, dass bei uns jeder sicher ist», betont Patrick Galbraith, Präsident des US-Verbandes Usta.
Djokovic drohen Klagen
«Ich hoffe, dass wir daraus lernen, denn die ATP Tour wird nicht zurückkommen, wenn wir jede Woche Probleme haben und die Spieler machen, was sie wollen», sagt Andy Murray, die ehemalige Nummer 1 der Welt, der sich nach langer Verletzungspause wieder der Weltspitze annähern möchte. Der Schotte will an den US Open unbedingt spielen. Novak Djokovic hingegen denkt laut über einen Verzicht nach. Zumindest tat er dies, vor seiner Corona-Erkrankung. Ob er seine Meinung jetzt ändert?
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Auf den Serben könnte noch eine aufwühlende Zeit zukommen. Er muss sein stark angeschlagenes Image wieder zurechtrücken, das wird nach dieser harten Kollegenschelte nicht einfach. Und ihm drohen Klagen. Falls festgestellt wird, dass Menschen zu Schaden kamen, weil an der Adria Tour offenkundig Hygiene-Regeln missachtet wurden, müsste er als Mitinitiator wohl dafür gerade stehen. (red)