Die Tennis-Fans sehen den besten Alexander Zverev (26) seit Langem, darüber sind sich die Experten einig. Doch das Problem des hochtalentierten Deutschen ist: Gesprochen wird derzeit mehr über Dinge, die nichts mit dem Sport zu tun haben. Die Staatsanwaltschaft Berlin hat im Vorjahr gegen den Weltranglisten-Sechsten, der zum Jahresauftakt den United Cup gewann und soeben in die zweite Runde der Australian Open eingezogen ist, einen Strafbefehl erlassen.
Sie verdonnerte Zverev zu einer Geldstrafe von 450’000 Euro – weil ihm vorgeworfen wird, sich der Körperverletzung gegenüber seiner Ex-Freundin Brenda Patea schuldig gemacht zu haben. Mit Patea hat er eine gemeinsame Tochter.
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Es ist nicht das erste Mal, dass sich Zverev Gewaltvorwürfen gegenüber konfrontiert sieht. Olga Scharipowa, ebenfalls eine Ex-Freundin, hatte von ähnlichen Erlebnissen berichtet. Allerdings erwirkte Zverev damals eine einstweilige Verfügung gegen die Russin, er bezeichnete die Beschuldigungen als «verleumderisch und falsch».
Auch im aktuellen Fall weist Zverev die Vorwürfe «komplett zurück». So wurde er im letzten Sommer im Rahmen des Turniers in Hamburg zitiert. Anschliessend legte er gegen das Geldstrafen-Urteil Berufung ein, was nun einen Prozess vor Gericht zur Folge hat, wie am Montagabend via «Deutsche Welle» bekannt wurde. Der Prozess wird demnach am 31. Mai vor dem Amtsgericht Tiergarten beginnen. Bis zu einer rechtskräftigen Verurteilung gilt wie immer die Unschuldsvermutung.
Netflix-Macher ignorierten das Verfahren
Die Prozessankündigung folgt unmittelbar auf die Kritik, die es im Rahmen der neusten Netflix-Staffel «Break Point» gegeben hat. Die Macher der Zverev-Episode hatten die Anschuldigungen gegen den Olympiasieger von Tokio mit keinem einzigen Wort erwähnt.
Nun sorgen die Gerichts-News an den Australian Open für unangenehme Momente bei Zverevs Konkurrenz. Wer an Pressekonferenzen zum Fall befragt wird, erklärt eilig, zu wenig darüber zu wissen oder die Sachlage nicht kommentieren zu wollen. So geschehen bei den Top-Spielerin Stefanos Tsitsipas, Casper Ruud, Cameron Norrie und auch Grigor Dimitrov, der mit Zverev zusammen im Spielerrat der ATP sitzt.
Zverev steht alleine da, zumindest was öffentliche Statements anderer Profis angeht, weil sich – wenig überraschend – niemand mit einer Aussage die Finger verbrennen möchte. Und wenn, dann gehts in die andere Richtung: Iga Swiatek, die Weltnummer eins bei den Frauen, hat durchblicken lassen, dass Zverevs kürzlicher Einzug in den Spielerrat ein unglücklicher Zeitpunkt gewesen sei: «Es ist sicher nicht gut, wenn ein Spieler, der sich mit solchen Vorwürfen konfrontiert sieht, sozusagen befördert wird.»
Zverev wehrt sich
Zverev glaubt trotzdem, er könne in seiner Rolle im Spielerrat weitermachen. Auf die entsprechende Frage sagt er in Melbourne: «Ich denke schon. Niemand hat zu mir etwas gesagt.» Er habe keinen Grund, etwas anderes zu glauben.
Auf das Nachhaken eines Reporters, der erklärte, es gäbe Stimmen, die sagten, Zverev solle aktuell gar nicht mehr spielen, antwortete er: «Wer sagt das? Journalisten sagen das. Solche, die mehr an dieser Story interessiert sind als an der eigentlichen Wahrheit.» (mpe)