Multikulti-Genferin Lulu Sun erstaunt zum Jahresauftakt
Neuseeländer buhlen um Schweizer Tennis-Entdeckung

Mit Lulu Sun ist an den Australian Open eine neue Schweizer Hoffnungsträgerin in Erscheinung getreten. Doch der steile Aufstieg der 22-Jährigen mit multikulturellem Hintergrund macht sie nicht nur für Swiss Tennis interessant.
Publiziert: 16.01.2024 um 14:04 Uhr
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Aktualisiert: 16.01.2024 um 14:48 Uhr
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Lulu Sun hat es als einzige Schweizerin durch die Melbourne-Quali geschafft.
Foto: AFP
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Marco PescioReporter Sport

Es gibt einen neuen Namen auf dem Schweizer Tennis-Radar. Lulu Sun heisst die junge Frau, die an den Australian Open als Entdeckung hervorgegangen ist. Sie marschierte als geschlechterübergreifend einzige Vertreterin von Swiss Tennis durch die Qualifikation – und durfte so über ihre Grand-Slam-Premiere jubeln. Zwar schied sie dann in Runde eins gegen die Italienerin Elisabetta Cocciaretto (22/1:6, 5:7) aus, dennoch ist ihr Aufstieg bemerkenswert. Schon Anfang Januar sorgte sie mit der geschafften Quali und dem anschliessenden Achtelfinaleinzug beim WTA-250-Turnier in Auckland für Aufsehen.

Lulu Sun ist eine 22-jährige Genferin, die in Neuseeland geboren wurde. Ihre Mutter ist Chinesin, ihr Vater Kroate. Von ihm stammte der Nachname Radovcic, den Sun bis vor einigen Jahren noch trug. Doch infolge der Trennung ihrer Eltern übernahm sie schliesslich den Namen ihrer Mutter.

Sun zog mit fünf Jahren von Neuseeland nach Florida. Mit acht kam sie in die Romandie, um eine gute Schulbildung zu geniessen, wie ihr Manager Stephane Gurov erklärt. Der Agent macht in Zusammenarbeit mit Suns Stiefvater Sinclair Hoffmann die Pressearbeit. Sun besuchte das Collège Champittet, eine internationale Schule in Lausanne, und sie studierte Internationale Beziehungen in Texas.

Top 100 als nächster Meilenstein

Seit 2018 besitzt sie den Schweizer Pass und spielt unter helvetischer Flagge. Bei den Juniorinnen gehörte sie zu den Top 10 der Welt. Nun hat sie in Down Under als Weltnummer 193 erstmals an der Tür zur Tennis-Elite angeklopft: «Der Sprung in die besten 100 ist für dieses Jahr das klare Ziel», sagt ihr Manager Gurov. Klar, dass man dies bei Swiss Tennis gerne hört. Allerdings ist Swiss Tennis nicht der einzige Verband, der Sun gerne bei sich hätte.

Im Rahmen ihrer Auftritte in Auckland kam in der lokalen Presse das Thema über einen Nationenwechsel zu Neuseeland auf – weil sie in ihrem Geburtsland auf einen Schlag eines der Aushängeschilder werden könnte und es weniger nationale Konkurrenz gäbe. Die Zeitung «New Zealand Herald» führte ins Feld, dass der neuseeländische Verband finanziell wohl Schwierigkeiten haben werde, mit demjenigen aus der Schweiz mitzuhalten: «Doch er könnte sie durch die hiesigen Strukturen unterstützen, zudem würde Sun in diesem Land auch viel mehr kommerzielles Interesse wecken als in der vom Tennis gesättigten Schweiz.»

Das sieht man bei Swiss Tennis natürlich anders. Alessandro Greco, Leiter Spitzensport im Verband, betreut Sun schon seit Jahren und will sie unbedingt halten: «Wenn sie so weitermacht, wird sie selbstverständlich immer interessanter für unser Billie-Jean-King-Cup-Team.»

Good News für die Schweiz

Sun bestätigte im «New Zealand Herald» die Gespräche mit den Neuseeländern, derweil sie während der Australian Open auf Anfrage keinen weiteren Kommentar dazu abgeben möchte. Allerdings gibt es auf einem anderen Weg gute Nachrichten: Von Swiss Tennis ist zu vernehmen, dass sich Sun mittlerweile für die Schweiz ausgesprochen habe.

Diese News kommt gerade recht. Angesichts der aktuell überschaubaren Situation an der Frauenspitze – Belinda Bencic (26) fehlt vorübergehend wegen ihrer Schwangerschaft, während Viktorija Golubic (31) als einzige Schweizerin in den Top 100 verbleibt – sind Greco und BJK-Cup-Captain Heinz Günthardt froh um jeden neuen Input.

Greco hat grosse Freude an Suns Entwicklung: «Sie ist sehr intelligent – und auf dem Platz gleichzeitig sehr unaufgeregt. Sie ist emotional bemerkenswert stabil, was sich gut aufs Spiel auswirkt. Ausserdem hat sie als Linkshänderin einen gewissen Bonus.» Und dass sie diesen einzusetzen weiss, hat sie in Auckland und Melbourne eindrücklich unter Beweis gestellt.

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