Auf dem Tennisplatz ist Alexander Zverev (27) – den Rom-Turniersieg und die beiden Starterfolge an den French Open zusammengezählt – seit acht Partien unbesiegt. Doch in seinem Privatleben steht dieser Tage viel auf dem Spiel. Es droht seine grösste Niederlage.
Im Amtsgericht Berlin-Tiergarten hat am Freitag ein Prozess gegen den Deutschen begonnen. Hintergrund sind Vorwürfe häuslicher Gewalt. Seine Ex-Freundin Brenda Patea (30), mit der er die gemeinsame Tochter Mayla (3) hat, wirft Zverev vor, sie in der Nacht vom 20. auf den 21. Mai 2020 gewürgt zu haben.
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Es ist nicht das erste Mal, dass Zverev mit Gewaltvorwürfen konfrontiert wird. Olga Scharipowa, ebenfalls eine Ex-Partnerin, hatte von ähnlichen Erlebnissen berichtet. Doch Zverev erwirkte damals eine einstweilige Verfügung gegen die Russin, er bezeichnete die Beschuldigungen als «verleumderisch und falsch».
Zum Prozess in Berlin kommt es nun, weil im letzten Oktober ein Strafbefehl in Höhe von 450’000 Euro erlassen wurde, gegen den Zverev Berufung einlegte. Bis zum 19. Juli sind zehn Verhandlungstage angesetzt.
«Jeder, der einen halbwegs hohen IQ hat ...»
Patea hatte Zverev eineinhalb Jahre nach dem angeblichen körperlichen Angriff angezeigt – zu einer Zeit, in der sich das frühere Paar um das Sorgerecht ihrer gemeinsamen Tochter stritt. Zverev, für den die Unschuldsvermutung gilt, bestreitet die Vorwürfe vehement. Er hatte schon im letzten Jahr verlauten lassen, dass «jeder, der einen halbwegs hohen IQ hat», verstehe, worum es in diesem Fall gehe. Nämlich um Geld.
Und sein Verteidiger zeichnete nun in seiner Stellungnahme ebenfalls das Bild einer Frau, die dem Jetset-Leben zugeneigt sei und einst auf Kosten von seinem Mandanten teuer shoppen ging. Es sei der Influencerin, die 2017 bei «Germany’s Next Topmodel» mitmachte, nur um Luxus und Follower gegangen.
Das gegnerische Lager erhebt derweil ebenfalls Vorwürfe. Zverevs Verteidigung würde Patea «zermürben, ruinieren und psychologisch unter Druck setzen». Es sei das Ziel, die Glaubwürdigkeit der Frau zu erschüttern.
Während Patea am Freitag zu Prozessbeginn vor dem Amtsgericht erschien, weilte Zverev in Paris, wo er vor seinem Drittrundenspiel gegen den Holländer Tallon Griekspoor (27) einen Ruhetag hatte. Ein persönliches Erscheinen ist im Prozess nicht zwingend.
Als der Weltranglistenvierte, der in Roland Garros als einer der grossen Favoriten seinen ersten Grand-Slam-Titel anstrebt, nach seinem Zweitrundensieg über David Goffin (30) zum Fall befragt wurde, antwortete er nur: «Ich habe dazu vor dem Turnier schon alles gesagt.»
Wichtige Karrierejahre auf dem Spiel
Nach seiner Ankunft in Paris hatte er erklärt, er sehe dem Prozess zuversichtlich entgegen: «Ich glaube an die deutsche Justiz und daran, dass ich im Recht bin. Ich weiss, was ich getan habe und was nicht.» Es gebe «keine Chance», dass er den Prozess verliere.
Sollte dieser Fall dennoch eintreten, droht Zverev nicht nur finanzielles Ungemach. Durch seinen Einspruch im Oktober ging er auch das Risiko ein, am Ende noch mehr als 450’000 Euro bezahlen zu müssen. Rechtlich wäre es theoretisch auch möglich, dass er eine Haftstrafe aufgebrummt bekommen könnte. Gemäss dem deutschen Strafgesetzbuch wird mit einer Freiheitsstrafe bis zu fünf Jahren oder mit einer Geldstrafe bestraft, «wer einen anderen Menschen körperlich angreift oder dessen Gesundheit schädigt». Allerdings gilt eine Haft beim vorliegenden Strafbefehl als unwahrscheinlich.
Gleichwohl könnte das Verlieren des Prozesses massive Auswirkungen auf seine Karriere als Tennisspieler haben. Weil die ATP Vorstrafen als rufschädigend für den Tennissport einstuft, könnte Zverev eine Sperre von bis zu drei Jahren drohen. Die Wahrscheinlichkeit ist gross, dass die ATP dann ein Zeichen setzten würde. Zu gross wäre der öffentliche Druck. Schon jetzt ist die internationale Aufmerksamkeit für diesen Fall riesig.