Nein, ein «Adieu» für immer soll es noch nicht gewesen sein. Rafael Nadal hat sich nach seiner Erstrundenniederlage an den French Open gegen Alexander Zverev ein Hintertürchen offen gelassen, im nächsten Jahr womöglich erneut an den Ort seiner grössten Erfolge zurückzukehren.
Sollte dieser Fall nicht eintreffen, dann habe er es «genossen», sagte der 14-fache Roland-Garros-Sieger an einem emotionalen Abend auf dem Court Philippe-Chatrier. Aber eine bereits vorbereitete Zeremonie zu seinen Ehren mussten die Turnierverantwortlichen kurzfristig abblasen, weil Nadal durchblicken liess, seine mögliche Dernière solle möglichst wenig Definitives an sich haben.
Und doch wussten alle in der proppenvollen Arena um die hohe Wahrscheinlichkeit, dass sie den Pariser Rekordchampion nie wieder an «seinen» French Open sehen könnten. Von einem «epischen Abschied» schrieb deswegen die spanische Zeitung «Mundo Deportivo». «Ein letztes Mal König», würdigte die deutsche «Zeit». Und Frankreichs Sportbibel «L’Équipe» fragte sich auf der Titelseite, wie um alles in der Welt man einem wie Nadal überhaupt «Adios sagen» könne.
Nun, die gute Nachricht für alle Nadal-Aficionados ist jene, die der Sandspezialist nach seinem Out vor den Medien verkündete: Die Rasensaison (und damit auch Wimbledon) komme aufgrund des Unterlagenwechsels zwar ungelegen, doch sein «nächstes grosses Ziel» seien jetzt die Olympischen Spiele.
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Und wie es der Lauf von Nadals sagenhafter Karriere will, finden diese heuer ausgerechnet in Paris und ausgerechnet auf der Anlage von Roland Garros statt. Sollte sein Körper Ende Juli mitspielen, wird ihm das IOC die nötige Wildcard – nach seiner Verletzungspause steht er aktuell nur auf Weltranglistenplatz 275 – vermutlich noch mit einem Schleifchen versehen.
Becker und McEnroe ärgern sich – Günthardt hält dagegen
Auch die French Open haben in Person von Direktorin Amélie Mauresmo angekündigt, die vorbereitete Würdigung des insgesamt 22-maligen Grand-Slam-Gewinners auch 2025 noch so gerne durchzuführen. Gleichwohl hätte das Turnier bestimmt nichts einzuwenden gehabt, wenn Nadal in diesem Jahr noch ein wenig länger im Tableau geblieben wäre.
Gleichzeitig war Nadals Lospech mit Weltnummer vier Zverev auch der konsequenten Haltung der Pariser Organisatoren geschuldet. Diese hatten den Spanier gleich wie alle anderen Spieler behandelt und ihn gemäss Weltrangliste nicht in die Setzliste genommen. Ein Entscheid, den etwa die beiden Tennis-Legenden John McEnroe (65) und Boris Becker (56) als «sinnlos und verrückt» respektive als «mit normalem Menschenverstand nicht nachvollziehbar» bezeichneten.
Blick-Tennisexperte Heinz Günthardt (65) bringt für den Entscheid allerdings Verständnis auf: «Es ist für Rafael Nadal unglücklich gelaufen, doch man kann auch für einen 14-fachen Sieger nicht einfach so die Regeln umschreiben.»
«... dann war es ein würdiges Ende»
Günthardt ist der Meinung: «War es tatsächlich der letzte Auftritt von ihm an den French Open, dann war es ein würdiges Ende. Niemand wird sich später erinnern, in welcher Runde er ausschied. Aber alle werden wissen, er ging in einem grossen Duell auf dem Court Philippe-Chatrier.»
Und für den Fall, dass Nadals letztes Hurra in Roland Garros tatsächlich 2025 über die Bühne gehen sollte? Da meint Günthardt: «Alles hängt von seinem Körper ab. Eine Rückkehr ist denkbar, aber eher unwahrscheinlich. Doch wenn einer alle überraschen kann, dann Rafa!»