Auf einen Blick
- Rebeka Masarova kehrt zum Schweizer Tennis zurück, will Karriere selbst kontrollieren
- Wechsel nach Spanien war keine bewusste Entscheidung, sondern «aus kompliziertem Kontext»
- Masarova gewann 2016 French Open der Junioren, erreichte 2023 Platz 62
Es ist ein Tennis-Hammer zum Auftakt der neuen Saison. Swiss Tennis hat seit wenigen Wochen eine Topspielerin mehr auf der Tour: Rebeka Masarova (25) tritt mit sofortiger Wirkung wieder unter Schweizer Flagge auf. Das ist vor dem Hintergrund, dass die Baslerin 2016 die Junioren-French-Open gewann und 2023 an Position 62 im WTA-Ranking geführt wurde, schon rein sportlich bemerkenswert. Doch ihre bewegende, mit lauter Irrungen und Wirrungen verbundene Geschichte sorgt bei der jetzigen Rückkehr für noch mehr Aufsehen.
Als Masarova im Januar 2018 gen Spanien zog, war der Aufschrei in der Schweizer Tennis-Szene gross. Die Reaktionen der Mitspielerinnen reichten von Schock bis Unverständnis, während Swiss Tennis wenig erfreut darüber war, dass man das vielversprechende Talent jahrelang finanziell unterstützt hatte, um es schliesslich abspringen zu sehen. Der Verband kündigte rechtliche Schritte an, einigte sich später aber einvernehmlich mit der Seite von Masarova.
Der «komplizierte Kontext»
Damals war in der Szene von einer völlig falschen Karriereplanung für das junge Mädchen die Rede. Masarova wirkte vom Rest des Schweizer Teams isoliert, in der Kritik stand vor allem ihre Mutter und Trainerin Marivi, die sich trotz zwischenzeitlicher sportlicher Stagnation ihrer Tochter beratungsresistent zeigte und keinen Coach anheuern wollte.
Heinz Günthardt, schon damals beratend für Swiss Tennis tätig, liess bei der «Basler Zeitung» durchblicken, dass dem Verband die Hände gebunden seien: «Verantwortlich ist die Trainerin. Wir versuchen, Hinweise zu geben.» Der Verdacht lag nahe, dass die Familie damals dem Toptalent im Weg stand. Und sie auch zum Wechsel nach Spanien, dem Heimatland der Mutter, bewog.
Dies würde jedenfalls auch zu den Aussagen passen, die Masarova nun auf Blick-Nachfrage erstmals tätigt. Sie sagt, während sie an den Australian Open um die Quali für das Hauptfeld kämpft (dritte und letzte Runde in der Nacht auf Donnerstag): «Der Wechsel nach Spanien war damals keine bewusste persönliche Entscheidung von mir, sondern er hat sich aus einem, sagen wir mal, komplizierten Kontext ergeben.»
Die Rückkehr nach sieben Jahren sei nun ihr grosser Wunsch gewesen: «Diese Entscheidung, wieder für die Schweiz zu spielen, ist eine, die ich aus eigenem Willen getroffen habe.» Es ist ein Satz, der tief blicken lässt. Und dann fügt sie an: «Ich möchte die Kontrolle über meine Karriere übernehmen.» Sie sei dankbar für alles, was sie in Spanien «erlebt und gelernt» habe. Es sei «keine Absage» an die iberische Halbinsel.
«Verstehe, dass mein Wechsel Fragen aufwerfen kann»
Nein, es ist für Masarova vielmehr eine definitive Abkoppelung vom früheren familiären Weg, von dem sie sich schon in den letzten Jahren mit der Loslösung von der Mutter auf geschäftlicher Ebene allmählich distanziert hatte. Und es scheint ihr ein Anliegen, Klartext zu sprechen: «Ich verstehe, dass mein Wechsel Fragen aufwerfen kann. Doch ich hoffe, dass diese Perspektive, die ich hier darlege, von allen respektiert wird.»
Masarova macht deutlich, dass die Schweiz immer ein Teil ihrer Identität gewesen sei. Als Blick sie 2023 in Madrid traf, als eine der stärksten Phasen ihrer Laufbahn begann, sagte sie: «Ich trage beide Länder im Herzen.»
Inspiriert von Roger Federers Wimbledon-Sieg 2003 hatte die kleine Rebeka, die heute 1,86 m gross ist, ihren Narren am Tennis gefressen. Die Rechtshänderin, deren Vater Slowake ist, wuchs in der Schweiz auf und spricht breiten Basler Dialekt.
Antrag an den Weltverband
Seit ihrem von vielen Nebengeräuschen begleiteten Wechsel nach Spanien ist viel passiert. Masarova hat geheiratet und in sportlicher Hinsicht mehrfach unter Beweis gestellt, dass sie in die Top 100 der Welt gehört, auch wenn sie – nach einem schwierigen Jahr 2024 – wieder auf Platz 144 abgerutscht ist.
Masarova hofft, bald für die Schweiz im Billie-Jean-King-Cup antreten zu dürfen, muss wegen ihrer Spanien-Vergangenheit aber einen Antrag beim Internationalen Tennisverband ITF stellen. Sie sagt: «Ich respektiere diesen Prozess, warte ab und schaue Schritt für Schritt.» Und was die Integration im Team betrifft, meint sie: «Ich hoffe, dass wir mit Zeit und Engagement eine gute Beziehung aufbauen können. Es würde mich mega freuen.»