Dass Belinda Bencic an den Australian Open gross aufspielt, überrascht mich keinesfalls. Diese Frau kann richtig gut Tennis spielen – das hat sie während ihrer Babypause nicht verlernt. Doch es war wichtig, dass sie die Gelegenheit bekommen würde, sich in Fahrt zu spielen. In Adelaide hat sie die Quali überstanden und wurde erst im Achtelfinal gestoppt. Und nun bekam sie in Runde eins mit der Weltnummer 22 Jelena Ostapenko zwar eine echt zähe Gegnerin zugelost, doch der Sieg gegen sie war dafür doppelt wertvoll.
Belinda hat auf einen Schlag gemerkt: Sie ist bereits wieder auf dem Level, Top-30-Spielerinnen zu bezwingen. So etwas gibt dir einen unheimlichen Schub. Mit dem Erfolg gegen Suzan Lamens konnte sie sich warm spielen – und ich traue ihr zu, dass sie jetzt mit jedem Match besser wird. Die neue Lockerheit nach ihrem Comeback wird ihr dabei helfen.
Dann liegt auch der nächste Coup drin
Nicht nur, weil sich mit ihrer Tochter Bella die Prioritäten im Leben verschoben haben. Auch ganz grundsätzlich, weil sie nach ihrer Abwesenheit von der Tour eine ganz andere Erwartungshaltung hat. Das erinnert mich an den Australian-Open-Sieg von Roger Federer 2017, der nach einer langen Verletzungspause mental auch völlig frisch antreten konnte.
Ihre Drittrundengegnerin Naomi Osaka kann enorm gefährlich sein. Das weiss Belinda, weil die Japanerin in Melbourne schon zweimal triumphierte. Aber sie hat auch schon oft genug gegen sie gespielt. Und sie führt dabei im Direktvergleich sogar mit 3:2. Der Schlüssel wird sein, dass sie Osaka keine Zeit zum Spielen lässt. Sie darf sich nicht in die Defensive drängen lassen, sondern muss selbst offensiv auftreten, gut servieren und retournieren. Dann ist Belinda klar die konstantere Spielerin in diesem Duell. Und dann liegt auch der nächste Coup drin.
Belinda spielt so gutes Tennis, dass sie auch dem Glück gewaltig auf die Sprünge helfen kann.