Tennis-Experte Günthardt über die Wimbledon-Neulinge
In-Albon, Hüsler und Ritschard werden wieder kommen

Das erste Mal bei Wimbledon ist selten einfach. Ylena In-Albon, Alexander Ritschard und Marc-Andrea Hüsler haben aber das Zeug, um wieder an der Church Road zu spielen.
Publiziert: 03.07.2022 um 15:04 Uhr
1/13
Ich brauchte nicht lang, um zu sehen, was Ritschard als Teenie auszeichnete: seine unglaublich schnelle Hand.
Foto: Sven Thomann
Heinz Günthardt

Im Welttennis ist das Gefälle des Tennis-Vermögens zwischen der Nummer 100 und der Nummer 200 verschwindend klein. Aber nicht, was das Vermögen auf dem Bankkonto betrifft. Wer unter den ersten 100 ist, ist bei den Grand Slams dabei. Dort, wo dementsprechend verdient wird.

Für Ylena In-Albon, Alexander Ritschard und Marc-Andrea Hüsler sind diese Checks sicher sehr willkommen. Und ich bin sicher, es werden nicht die letzten sein. Denn alle haben Qualitäten, die es sich lohnt, genauer anzusehen.

Ich brauchte nicht lang, um zu sehen, was Ritschard als Teenie auszeichnete: seine unglaublich schnelle Hand. Was allerdings auch auffiel, war seine Mühe, diese Pferdestärken zu kontrollieren.

Im College-Tennis sammelte er die nötigen Erfahrungen, um mit dem Gaspedal besser umzugehen. Deshalb kommt es nicht überraschend, dass er sich langsam nach vorne arbeitet. Was ihm in Wimbledon noch zur grossen Sensation gegen Stefanos Tsitsipas gefehlt hat, ist der Glaube, auch ganz vorne mitspielen zu können – auch dies eine Frage der Erfahrung.

Die Stärke von In-Albon ist, dass sie keine Schwächen hat. Aber das ist manchmal auch ihr Problem. Sie hat zu viele Optionen, weiss nicht, welche sie wählen soll. Den Ball im Feld früh nehmen oder dank ihren schnellen Beinen zwei Meter hinter der Grundlinie? Mit etwas mehr Erfahrung wird sie dieses Puzzle noch schneller zusammensetzen. Mit ihren Fähigkeiten gehört sie unter die ersten 100 der Welt.

Es macht Spass, die Entwicklung des Dritten im Bunde, Marc-Andrea Hüsler, zu verfolgen. Er hatte schon immer ausgezeichnete Schläge. Aber wie er spielte, war nicht immer optimal für seine Fähigkeiten. Oft waren die Ballwechsel in seinen Partien für seine Verhältnisse etwas zu lang. In den letzten zwei Jahren hat er begonnen, diese zu verkürzen, viel konsequenter und mehr am Netz zu spielen. Mit diesem Wechsel kommt auch der Erfolg. Wenn er seine Fähigkeiten am Netz und beim Volley weiter ausbauen kann, dann wird er äusserst unangenehm für die Gegner sein – besonders auf schnellen Belägen.


Fehler gefunden? Jetzt melden

Was sagst du dazu?