Nachgefragt beim Wimbledon-Platzchef Neil Stubley
Ist es möglich, den heiligen Rasen Zuhause zu haben?

Er ist das Heiligtum von Wimbledon: der Rasen. Dahinter steckt viel aufwändige Arbeit. Ist es auch möglich im heimischen Garten einen solchen Rasen zu haben? Blick fragt bei Platzchef Neil Stubley nach.
Publiziert: 02.07.2022 um 11:52 Uhr
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Aktualisiert: 02.07.2022 um 15:00 Uhr
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Neil Stubley ist in Wimbledon der Herr des Rasens.
Foto: Sven Thomann
Sven Micossé, Wimbledon

Das Prozedere ist immer das gleiche, für Wimbledon aber essenziell. Jeden Morgen kümmern sich die Platzwärter liebevoll um den heiligen Rasen. Auf exakt acht Millimeter wird das Gras gemäht, die perlweissen Linien werden neu gezogen, gejätet wird natürlich von Hand. Im teppichartigen Untergrund steckt sehr viel Arbeit und genauso viel Wissenschaft drin.

Neil Stubley ist beim All England Lawn Tennis and Croquet Club der Herr des Rasens. Als Chef der Plätze und der Gartenkunst auf dem Areal bekommt er meist wenig von der Tennis-Action mit. «Ich verbringe die meiste Zeit damit, direkt auf den Rasen zu schauen oder nach oben in den Himmel.»

Während sich die Fans und wohl auch die Tennis-Stars Sommer, Sonne, Sonnenschein wünschen, frohlockt Stubley beim für England typischen bewölkten Wetter. «Wenn es zwei Wochen lang so bleibt, bin ich ein sehr glücklicher Mensch.» Dauerhafte 30 Grad würden Stress für die Pflanzen und für ihn bedeuten.

Pflege während des Turniers

Dabei sollte es während des Grand-Slam-Turniers eigentlich für ihn eher ruhig zu und her gehen. «Während des Turniers muss nicht mehr viel gemacht werden. Es geht nur ums Pflegen – mähen, markieren, pflegen. Wir reagieren darauf, was das Wetter macht.»

Sobald das Turnier vorbei ist, heisst es für ihn und das Team: Ran an den Rasen! «Die harte Arbeit wird im Herbst und Frühling erledigt. Zuerst gehts darum, die Plätze nach Turnier zu sanieren.» Heisst: Der komplette Rasen wird auf allen Plätzen entfernt, der Boden fürs nächste Jahr gepflügt und vorbereitet.

Ists auch im heimischen Garten möglich?

Ist der Boden bereit, werden die Grassamen eingepflanzt. «Wenn alles gut geht, sollte im Frühling alles abgeschlossen sein und im Mai öffnen wir die Tore für unsere Mitglieder.» Klingt nach einer wahren Sisyphusarbeit. Wäre es überhaupt möglich, den heiligen Rasen bei sich zu Hause gedeihen zu lassen? «Absolut!», meint Stubley. Dazu müsste man aber ein wahrer Rasen-Aficionado sein.

«Man muss aber viel Zeit darin investieren. Sie müssen regelmässig schneiden – im Sommer jeden zweiten Tag.» Dazu brauchts den richtigen Dünger und es muss regelmässig genügend gewässert werden. «Wenn sie zwei Wochen in die Ferien gehen ... wirds ganz anders aussehen, wenn sie zurückkehren.»

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