Wo er ist, sind die Schlagzeilen nicht weit. Kaum einer sorgt im Tennis-Zirkus für derart gute Unterhaltung wie Nick Kyrgios (27, ATP 40). Anders gesagt: Der Australier ist der Clown unter den Tennis-Akrobaten. Wer eine Vorstellung des Australiers besucht, der kommt auf seine Kosten. Jene Zuschauer, die am Dienstag seinem ersten Wimbledon-Auftritt beiwohnten, wurden Zeugen einer traditionellen «Kyrgios-Show» gespickt mit Dramen, Skandalen und zeitweise begeisterndem Tennis.
Nach zwölf Minuten setzte sich das Enfant terrible ein erstes Mal in Szene. Die Linienrichterin hinterfragte einen Entscheid der Stuhlschiedsrichterin und begann mit dieser zu diskutieren. Zu viel des Guten für die Weltnummer 40. «Sie geht egoistisch mitten im Spiel zu dir, weil sie eine Petze ist», brüllte Kyrgios in Richtung der Stuhlschiedsrichterin. «Ist heute irgendjemand hierhergekommen, um ihr beim Sprechen zuzuschauen? Nicht ein einziger Mensch ist ins Stadion gekommen, um irgendetwas von ihr zu sehen!»
Kyrgios schnauzt Zuschauer an
Die Stimmung des sechsfachen Turniersiegers wurde nicht besser. Den ersten Satz verlor er mit 3:6 gegen Paul Jubb (22, ATP 219). Auch bei den Sympathie-Punkten im Publikum musste er dem Einheimischen wenig überraschend den Vortritt lassen. Immer wieder wurde Kyrgios mit hämischen Kommentaren eingedeckt.
«Du kannst nicht mitten im Punkt mit mir reden, wenn ich gerade eine Rückhand spielen will», wetterte Kyrgios in Richtung des Zuschauers. Kurz darauf knallte er wutentbrannt einen Ball aus der Arena. Dass er auf dem Feld eine feinere Klinge führen kann, stellte er im zweiten und dritten Satz zur Schau – 6:1, 7:5.
Sushi-Genuss an der Pressekonferenz
Weil Jubb – getragen vom Publikum – den vierten Durchgang im Tiebreak gewann, folgte der Entscheidungssatz. Dort setzte sich die Klasse des Favoriten durch. Wenig stilvoll war seine Reaktion nach dem Matchball. Der Australier drehte sich um und spuckte in Richtung der Fans. Zwischen Genie und Wahnsinn liegen nur wenige Sekunden – wie so oft bei Kyrgios.
«Als ich das Spiel gewonnen hatte, habe ich mich zu ihm gedreht. Ich habe schon so lange mit Hass und Negativität umgehen müssen, deshalb empfinde ich nicht, dass ich dieser Person irgendetwas schulde», erklärte der Australier an der Pressekonferenz, während er genüsslich Sushi ass. Für die nächste «Kyrgios-Show», die am Donnerstag über die Bühne gehen wird, empfiehlt sich eine Portion Popcorn. Sein Gegner wird dann der Serbe Filip Krajinovic sein. (nab)