In-Albon, Hüsler und Ritschard blicken zurück
«So war das Spiel meines Lebens»

Alexander Ritschard, Ylena In-Albon und Marc-Andrea Hüsler durften erstmals Grand-Slam-Luft schnuppern. Gegenüber Blick lassen sie das Erlebte Revue passieren.
Publiziert: 03.07.2022 um 00:37 Uhr
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Alexander Ritschard: «Ich habe von vielen anderen Spielern gehört, dass Wimbledon das schönste aller Grand Slams sei.»
Foto: Sven Thomann
Aufgezeichnet: Sven Micossé

Alexander Ritschard (6:7, 3:6, 7:5, 4:6 gegen Stefanos Tsitsipas):

«Ich habe von vielen anderen Spielern gehört, dass Wimbledon das schönste aller Grand Slams sei. Das hat mich noch zusätzlich gereizt, es zu schaffen. Nachdem ich die Qualifikation geschafft hatte, machte ich einen Tag frei und spielte dann den Touristen auf der Anlage. Es kam mir vor wie bei Charlies Schokoladenfabrik – einfach für Tennis. Es gibt viel Tradition, Organisation und Eleganz. Ich hoffte auf dem Court No. 1, statt dem Centre Court spielen zu können, ein wunderschöner Platz. Das Publikum hat mich erstaunlicherweise stark unterstützt. Das habe ich so nicht erwartet.

Im Spiel habe mich dann auch selber überrascht, weil ich zuerst dachte, dass er mich vom Platz schiesst. Es wurde mir aber schnell klar, dass er auch nur mit Wasser kocht. Klar, er ist die Nummer fünf der Welt und unglaublich stark. Ich hatte viele Chancen. Der 4:1-Vorsprung im ersten Satz enttäuscht mich etwas. Ich dachte: ‹Hoppla, es läuft zu einfach und zu gut.› Dort habe ich die Konzentration etwas verloren und zwei Games blöd gespielt. Natürlich wollte ich gewinnen, aber ich habe daraus gelernt, dass ich mit den Top-Spielern sehr gut mithalten kann.

Danach haben mir viele Leute geschrieben – auch solche, die ich gar nicht kenne. Sie sagten, dass ich es sehr gutgemacht hätte. Einerseits war es sehr lieb und es freute mich, aber schlussendlich habe ich verloren. Das Trösten mag ich nicht so. Der Quali-Pokal und die Match-Handtücher werden mich für immer an dieses Wimbledon erinnern.»

Ylena In-Albon (2:6, 4:6 gegen Alison Riske):

«Das erste Mal auf der Anlage war unglaublich und überwältigend. Ich kannte die Anlage etwas von den Junioren, aber es ist ganz etwas anderes, als Profi zurückzukommen. Man spürt, dass es eines der grössten Tennis-Turniere der Welt ist. Am Morgen vor der Partie war ich extrem nervös. Ich konnte kaum einschlafen und um fünf Uhr war ich bereits hellwach. Meine Nervosität hat man im Match sicher auch gemerkt. Es war auch nicht einfach, immer im Tunnel zu bleiben. Ich habe eher auf einem kleineren Feld gespielt und trotzdem gedacht, dass es viele Leute hatte. Ich will gar nicht wissen, wie es gewesen wäre, wenn ich auf dem Centre Court gespielt hätte.

Alles in allem war meine Gegnerin in verschiedenen Aspekten überlegen. Ich habe alles gegeben, konnte aber nicht optimal liefern. Mit mehr Erfahrungen auf dieser Stufe werde ich sicherlich mit den Emotionen klarkommen. Wenn ich zurückdenke, wo ich vor einem Jahr gestanden bin und mir jemand gesagt hätte, dass ich im Wimbledon-Hauptfeld spielen würde, hätte ich gelacht und ‹nein› gesagt. Obwohl ich verloren habe, ist es das grösste Spiel meines Lebens. Als Erinnerung daran habe ich mir ein kleines Plüschtier im Shop geholt. Das habe ich auch schon in Paris geholt. Davon wirds jetzt eine kleine Sammlung geben.»

Marc-Andrea Hüsler (3:6, 6:7, 7:6, 6:2, 4:6 gegen Hugo Grenier):

Erleichterung, Freude und Unglaube – das schoss mir nach meinem dritten Qualisieg durch den Kopf. Als mir ein Turnier-Mitarbeiter mir eine Silbertafel übergab, mir die Hand schüttelte und zu Wimbledon gratulierte, kamen mir etwas die Tränen. Von einem solchen Moment träumte ich jahrelang. Beim sechsten Anlauf hatte ichs geschafft. Die nächsten paar Tage ging es darum, das zu verdauen. Es war doppelt schön, dass ich und Alex das teilen konnten, da wir uns lange kennen.

Am Abend vor dem Spiel war es nicht einfach, einzuschlafen, aber eine Portion Nervosität gehört dazu. Ich habe auf Court 7 gespielt, was ich sehr schön fand. Ich mag es, wenn die Zuschauer nah sind. Das bin eher gewohnt, als in einem grossen Stadion zu spielen. Zu Beginn haben einige Franzosen Stimmung gemacht, gegen den Schluss habe ich gemerkt, dass es immer mehr Leute geworden sind. Ein fünfter Satz ist halt immer spannend, leider habe ich aber verloren.

Dass ich nach der Niederlage nicht dortgeblieben bin, hat sicher geholfen. Die Enttäuschung nach einem solchen Match ist sehr gross, aber ich kann damit ziemlich gut umgehen. Ob es das Spiel meines Lebens war, weiss ich nicht. Es war aber sicherlich eine meiner grössten Erfahrungen.

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