Der Adrenalinpegel der Eltern dürfte sich in den ersten Stunden nach dem US-Open-Coup von Dominic Stricker (21) in ähnlichen Sphären bewegt haben wie der unglaubliche Stolz, den Mama Sabine und Papa Stephan fühlten. Denn nachdem ihr Sohnemann in New York den griechischen Superstar Stefanos Tsitsipas (25) rausgeworfen hat, gabs bloss eine kurze Nacht. «Wir gingen um drei, halb vier Uhr ins Bett, waren aber schon um fünf wieder wach. Wir waren überhaupt nicht müde», sagt Stephan Stricker lachend.
Dominics Vater ist auch der Manager des Teams um das aufstrebende Schweizer Tennistalent. Doch nach Besuchen an den French Open und in Wimbledon in diesem Jahr bleiben die (in Teilpensen) berufstätigen Eltern diesmal in der Heimat in Grosshöchstetten BE – und fiebern während der Partie gegen Tsitsipas im Rahmen einer kurzfristig einberufenen Teamversammlung mit. Roger Cadosch, der Anwalt in Strickers Entourage, hat zum Grillieren eingeladen. Auch Martin Werlen (kümmert sich um Reisen) und Michael Herger (Sponsoring) sind da.
Gemeinsam schauen sie vier Stunden lang gebannt auf den Fernseher: «Wir haben geschrien, gejubelt, geklatscht, sind mal aufgesprungen, mal am Boden gelegen – es war richtiggehend eine emotionale Achterbahnfahrt. Man hätte meinen können, wir seien live im Stadion», erzählt Stephan Stricker. Und fügt an: «Als der Sieg schliesslich nach fünf Sätzen tatsächlich in der Tasche war, brachen bei uns alle Dämme.»
Der Sing-Moment: «Das war so herzig»
Trotz des Dramas, der Rückstände und Aufholjagden, der vergebenen Satzbälle und der Dauer der Partie hätten sie es «in vollen Zügen genossen», betont Mutter Sabine.
Und bei der Szene, als Dominic im fünften Satz den Whitney-Houston-Song «I Wanna Dance With Somebody» mitsingt, hätten alle geschmunzelt. «Das war so herzig, so frisch. Er liebt solche Musik», sagen die Eltern unisono.
Geteilt haben die beiden ihre Freude an diesem Abend freilich nicht nur im kleinen Fünferkreis, sondern auch mit Dominics Schwester Michèle und seiner Freundin Aline. Und zahlreichen weiteren, die sich postwendend bei der Familie gemeldet haben. «Es machte nur noch Ding, Ding, Ding. Praktisch im Sekundentakt bekamen wir Nachrichten auf Whatsapp. Innert fünf Minuten haben wir ungefähr 150 Glückwunsch-Messages erhalten», erzählt Stephan Stricker.
Für die Familie und das Team ist klar: Auch am Freitag trifft man sich wieder vor dem TV, wenn Dominic Stricker im Duell mit Benjamin Bonzi um den Einzug in den US-Open-Achtelfinal kämpft – und den Adrenalinspiegel bei seinen Liebsten ganz sicher wieder hochschnellen lässt.