Stan Wawrinkas (38) Freudenschrei und die kraftvolle Jubelgeste nach seinem Wimbledon-Startsieg über Emil Ruusuvuori (24) sind vielsagend: Der dreifache Major-Sieger hat nach wie vor richtig Bock auf grosse Erfolge.
Schon Anfang Jahr hatte der Romand betont, er wolle vor dem Karriereende noch einmal eine Trophäe hochhalten. Er sprach dabei zwar nicht von Grand-Slam-Turnieren – doch warum eigentlich nicht auch auf dieser Bühne noch einmal einen Lauf starten?
In Runde zwei wartet am Donnerstag der Argentinier Tomas Martin Etcheverry (23). Dieser rang am Dienstag den Spanier Bernabé Zapata-Miralles (26) in fünf Sätzen nieder. Und musste dabei einen beträchtlichen Teil der total 4:35 Stunden Spielzeit des Duells, das am Montag wegen Dunkelheit unterbrochen wurde, absolvieren.
Vorteil Wawrinka: Er ist so ausgeruht wie kaum je zuvor
Wawrinka geht diesbezüglich mit einem Vorteil in die Partie. Er konnte sich seit Montag ausruhen, spielte da in bloss 2:18 Stunden nur drei Sätze (7:5, 7:5, 6:4). Marathon-Stan, der in der Vergangenheit nicht selten episch-lange Kämpfe austrug, wählte für einmal den Expressweg.
Doch dass er auch im fortgeschrittenen Alter solche Fünfsätzer noch immer locker durchhält, hat er etwa an den French Open bewiesen – als er zum Auftakt den Spanier Albert Ramos Viñolas (35) mit 7:6, 6:4, 6:7, 1:6, 6:4 bodigte. Danach folgte das Out gegen Thanasi Kokkinakis (27), wieder über fünf, aber ohne ersichtliche Ermüdungserscheinungen.
Das Erfolgsrezept: Training und Balance
Was ist sein Geheimnis mit 38? «Hartes Training», sagt Wawrinka schmunzelnd. Wichtig sei die «Balance», man müsse seinen Körper kennen: Wann braucht er eine Pause? An welchem Tag geht mehr?
Die Zahlen, die Wawrinka dabei liefert, sind verblüffend: «Es gibt Tage, an denen ich vier Stunden Tennis spiele und danach auch noch eineinhalb Stunden im Fitness bin.»
Kommts zum Duell gegen Novak Djokovic?
Wawrinka punktet in Wimbledon nicht nur mit seiner Erfahrung, sondern auch mit dem Wissen, wann er wie seine Kräfte einsetzen muss. Das beinhaltet auch mal die Entscheidung gegen einen Turnierstart, wie er sagt: «Vor Wimbledon habe ich beschlossen, bei keinem Rasenturnier anzutreten – einfach, um mich körperlich gut vorzubereiten und um mich gut zu fühlen.»
Das soll sich nun an der Church Road auszahlen. Und apropos Lohn: Besiegt Wawrinka auch Etcheverry, würde ihm danach wohl ein Spiel auf dem Centre Court winken: Denn dann hiesse der Gegner Novak Djokovic (36), der am Mittwoch den Australier Jordan Thompson (29) mit 6:3, 7:6, 7:5 bezwang.