Erst gerade stand er im Zürcher Letzigrund noch mit Coldplay auf der Bühne – jetzt hat Roger Federer bereits seinen nächsten grossen Auftritt. Diesmal in seinem Wohnzimmer, in Wimbledon. Dem Ort, an dem 2003 seine Karriere mit dem ersten Grand-Slam-Titel so richtig Fahrt aufgenommen hatte und an dem er letztlich die Rekordzahl von acht Triumphen einfahren konnte.
Für diese Bestmarke wird Federer am Dienstagnachmittag im Centre Court gefeiert. Der 41-jährige Baselbieter ist Ehrengast, darf während der Partie zwischen Titelverteidigerin Elena Rybakina und Shelby Rogers in der Royal Box Platz nehmen.
Unter tosendem, minutenlangem Applaus betritt er das Stadion, nachdem zuvor ein 100-sekündiger, emotionaler Film über seine Wimbledon-Höhepunkte gezeigt wurde. Sein langjähriger Rivale Rafael Nadal bezeichnet ihn darin als «unglaublicher Kämpfer», Taylor Fritz nennt ihn eine «Inspiration» und Coco Gauff spricht von einer «Ikone». Und Federer selbst sorgt im Video mit einem Spruch für einen Lacher bei den Zuschauern im Centre Court. Er sagt in der Filmsequenz: «Ich freue mich auf den Tag, an dem ich zurückgetreten bin und hier Tea Time geniessen darf.»
Zwischen Ehefrau und Prinzessin
Dann sitzt Federer nach einer Standing Ovation in der Royal Box ab. In der ersten Reihe natürlich, zwischen Gattin Mirka und Prinzessin Kate, die ebenfalls Teil der Zeremonie für King Roger ist. Der beste Platz für den (noch) besten Wimbledon-Spieler aller Zeiten.
Schon in diesem Jahr könnte Federers Rekord allerdings egalisiert werden – von Novak Djokovic, der die letzten Ausgaben des Turniers geprägt hat und dem zum Auftakt der diesjährigen Championships mit der Roger-Mania etwas die Show gestohlen wird.
Denn Federer-Aufregung an der Church Road gibts auch schon am Vormittag, als der 20-fache Grand-Slam-Champion auf der Anlage ankommt. Um 11.20 Uhr London-Zeit spaziert er vom Henman Hill in Richtung Centre Court. Hand in Hand mit Frau Mirka. Er im schicken, beigen Anzug und mit Sonnenbrille, sie im eleganten, weissen Rüschchenkleid. Umgeben von einer Handvoll Sicherheitsleuten und zahlreichen, kreischenden Fans, die den Superstar plötzlich entdecken, Fotos schiessen oder applaudieren.
Einige, die es zu spät realisieren, mit wem sie hier gerade entlang der Aussenplätze flanieren, springen den Federers hinterher. Genau beobachtet von den zahlreichen Securitys, die teilweise schwer bewaffnet auf dem Dach des nahegelegenen Broadcast Centres die Szenerie überschauen.
Den engsten Kreis mit dabei
Ebenfalls dabei beim grossen Federer-Tag ist sein engster Kreis. Manager Tony Godsick mit Frau Mary Joe Fernandez, Coach Severin Lüthi sowie Rogers Eltern Lynette und Robert bekommen allesamt auch ein Plätzchen in der Royal Box.
Seinen letzten sportlichen Auftritt in Wimbledon hatte Federer 2021, beim Viertelfinal-Out gegen den Polen Hubert Hurkacz (26) in drei Sätzen. Es war überhaupt seine letzte Performance als Profi, bevor er im September 2022 seinen Rücktritt verkündete. Auch beim 100-jährigen Jubiläum des Centre Courts im Vorjahr war Federer als Überraschungsgast dabei. Nun hat er die Fans auch heuer wieder mit seinem königlichen Auftritt begeistert.