Wie gross sind die Probleme von Novak Djokovic? Nach dem Rauswurf der Weltnummer 1 aus den US Open mehren sich die besorgten Stimmen. Auch im Umfeld des 33-Jährigen verfolgt man die Entwicklung des 17-fachen Grand-Slam-Siegers mit Sorgen.
Denn das Jahr 2020 trifft Djokovic knüppelhart. Da ist das Debakel mit der Adria Tour, der Streit um Corona-Impfungen, umstrittenen Selbstheiler-Aussagen und jüngst der Zoff mit der ATP und die Disqualifikation in New York. Es ist die Angst da, dass Djokovic sich selber verliert.
Jelena Djokovic zitiert «die Weisheit des Tao»
Das deutet niemand seine Frau Jelena mit ihrem Tweet an. Sie zitiert «die Weisheit des Tao». «Wenn Sie sich hin und her blasen lassen, verlieren Sie den Kontakt zu Ihrer Wurzel. Wenn Sie sich von Unruhe bewegen lassen, verlieren Sie den Kontakt zu Ihrer Person.»
Jelena erwähnt den Namen ihres Gatten nicht, trotzdem ist offensichtlich, was sie mit dem Zitat andeuten will: Es wurde einfach zu viel für Djokovic, so dass seine Aggression im Wegschlagen des Balles gipfelte. Der Rest ist Geschichte. Er traf die Linienrichterin am Kehlkopf und flog aus dem Turnier.
Auch das Bild, das Jelena und auch sein Coach und Vertrauter Marian Vajda in der Nacht auf Mittwoch posteten, spricht Bände. Es zeigt Djokovic, umgeben von schützenden und liebevollen Händen.
Neben Jelena äussert auch Daniela Hantuchova ihre Sorgen. Die einstige Top-Ten-Spielerin gilt als enge Freundin von Djokovic, seiner Frau und von Vajda. Die 37-Jährige kennt Novak seit seinen Anfängen auf der Tour.
Sie lässt als Expertin auf «Amazon Prime» durchblicken, dass Djokovic sogar professionelle Hilfe brauche und sie sieht ernsthafte Probleme mit seinem Aggressions-Management. «Es fühlt sich so an, als ob die Wut bei ihm ausser Kontrolle gerät», sagt Hantuchova.
«Er hat so oft die richtigen Absichten»
«Er ist mir so wichtig und ich respektiere alles, was er für unser Spiel tut. Aber ich hoffe, dass er diese Lektion lernen wird, auch wenn sie zum schlechtesten Zeitpunkt für ihn kam», so die Slowakin. «Das einzige, das zwischen ihm und seinem 18. Grand-Slam-Sieg stand, war er selbst. Mit allem Respekt gegenüber den anderen Spielern.»
Und auch Hantuchova glaubt, dass neben dem Court einfach viel zu viel auf Djokovic einwirkte. «So oft hat er die richtigen Absichten. Es ist nur das Timing, das er nicht richtig trifft, wie bei der Adria Tour. So eine Exhibition-Tour ist eigentlich kein Problem, aber nicht dann, wenn die ganze Welt stehen bleibt. Das gleiche gilt für das ATP-Zeugs. Sicher, die Dinge müssen sich ändern, aber nicht jetzt.»
«Professionelle Hilfe für sein Wut-Management»
Nach den offenen Worten von Hantuchova meldete sich Amazon-Prime-Moderatorin Catherine Whitaker in einem Podcast und beschrieb, was die Djokovic-Freundin sonst noch sagte. «Sie meinte, das habe man lange kommen sehen und Djokovic habe ein Wut-Problem. Er müsse sich eine Art professionelle Hilfe suchen für sein Wut-Management.»
Für Tennis-Spieler sei dies aber völlig normal. «Sie hätten manchmal Schwierigkeiten, ihre Emotionen zu kontrollieren und Wutgefühle auf dem Tennisplatz zurückzuhalten.» So wars auch bei Djokovic: Im Gespräch mit Oberschiedsrichter Sören Friemel auf dem Court gestand der Serbe nach dem Vorfall ein, dass er sich beim Wegschlagen des Balles von seiner Wut leiten liess.