Roger Federer gilt als einer der grössten Gentleman im Sport. Sein Spiel ist geprägt von Fairness und Respekt – von einer manchmal schon fast unheimlichen Ruhe. Dass das nicht immer so war, ist bekannt. Die Erinnerungen an seine Flegel-Jahre verfolgen Federer bis heute.
Der 39-Jährige rechnet mit seinem früheren Ich ab. Im lockeren Legenden-Talk der ATP mit Björn Borg und Tim Henman wird Federer von Henman auf seine Ausraster angesprochen. «Ich hatte ein paar heftige Wutausbrüche. Das war meistens Ärger über mich, selten gegenüber jemand anderen», erzählt Federer.
Als schlimmer erachtet er sein Verhalten nach Niederlagen. «Ich bin enttäuscht über die Handshakes, die ich früher zum Teil gegeben habe», verrät der 20-fache Grand-Slam-Sieger. «Weil ich manchmal gedacht habe, es wäre der Fehler meines Gegners, dass ich verloren habe. Auch wenn alles meine eigene Schuld war.»
Papa Robert: «Manchmal haben wir uns geschämt»
Wenn die Wut auf dem Platz aus Federer platzte, dann konnte er im Teenager-Alter Rackets schmeissen und zertrümmern. Der junge Roger konnte schreien und toben. «Es war schrecklich», sagte sein Vater Robert vor Jahren in einer TV-Doku auf «CNN». «Manchmal haben wir uns geschämt für sein Verhalten.»
«Wir waren nie wütend auf ihn, wenn er verloren hat. Aber wir waren wütend wegen seinem Benehmen», meint Rogers Mama Lynette dazu. «Ich habe ihm immer wieder gesagt, dass sein schlechtes Benehmen eine Botschaft an den Gegner sendet: ‹Heute kannst du mich schlagen!›»
«Es war verstörend zu sehen als Eltern»
Und mit Niederlagen konnte Federer so gar nicht umgehen. «Manchmal hat er nach einer Niederlage eine halbe Stunde geweint», erzählte Lynette. «Das war verstörend zu sehen als Eltern.»
Die Worte der Eltern haben Wirkung gezeigt bei Roger – doch es hat gedauert. Er habe erst verstehen müssen, was es braucht, um ein Champion zu sein, so Federer zu Henman und Borg.
Federer: «Ich habe Zeit gebraucht»
«Ich habe Zeit gebraucht, um herauszufinden, wie man sich auf dem Court benimmt. Wie man mit dem Druck umgeht», sagt Federer. «Und auch um zu verstehen, wie man den Respekt vor dem Spiel zeigt.»