Eine Zürcherin im Ski-Weltcup? Das gibt es nur ganz selten. Brigitte Oertli (60) holte einst Weltcupsiege. Das bekannteste Exponat aus dem bevölkerungsreichsten Kanton der Schweiz ist Peter Müller. Der 64-Jährige war einer der besten Abfahrer der Welt, wurde 1987 Weltmeister. Simone Wild (28) ist auch Zürcherin – und stammt wie Müller aus Adliswil im Sihltal.

«Meine Schwester hat mal einen Vortrag über Pitsch gemacht. Und ich wurde gemeinsam mit ihm interviewt», so die Riesenslalom-Spezialistin. Damit hat es sich schon mit den Gemeinsamkeiten. Während Müller sein Herz auf der Zunge trug und oft aneckte, ist Wild das pure Gegenteil. «Ich bin ruhig und zurückhaltend», sagt sie.

«Es gab Tage, da war alles schlecht»

Wir treffen Wild am Steg des Hotel Storchen, mitten in Zürich. «Ich liebe den See und die Limmat», sagt sie. Dafür hat sie nun keine Zeit mehr – Wild hat sich dank Platz 1 in der Europacup-Riesenslalom-Wertung in der letzten Saison einen Fixplatz im Weltcup geholt. Heisst: Sie ist für den Saison-Auftakt in Sölden (Ö) gesetzt.

Das hätte vor zwei Jahren kaum einer für möglich gehalten. Denn: Wild wusste nicht, wie weiter. «Es gab immer Leute, die nicht an mich geglaubt haben.» Hat das damit zu tun, dass sie nicht aus einem Bergkanton stammt? «Nein», sagt die Fahrerin vom Skiclub Flumserberg, «früher als Kind traute ich mich wegen meines Dialekts nicht immer, etwas zu fragen. Aber das spielt längst keine Rolle mehr.»

Vielmehr verlor Wild nach einem vielversprechenden Start in den Weltcup – in ihrem 7. Rennen wurde sie Achte – den Anschluss an die Weltspitze. Ihre Knie machten Probleme, schmerzten oft. Die Folge: Wild war im Kopf blockiert. «Ich verlor die Freude und geriet in eine Negativspirale. Es gab viele Tage, da war einfach alles schlecht», erzählt sie.

«Ich lebe bescheiden»

Trotz des Rückfalls ins C-Kader von Swiss-Ski vor drei Jahren machte Wild weiter. Und dank eines neuen Mentaltrainers kämpfte sie sich zurück. Heute sagt sie: «Ich bin lockerer geworden und versuche, alles zu geniessen.»

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Was ihr noch fehlt, ist ein grosser Zahltag. Wild verdiente in sechs Jahren im Weltcup gerade einmal 37'777 Franken an Preisgeld. «Ich lebe noch bei meinen Eltern und lebe auch sonst bescheiden», sagt sie. Dennoch erstaunt es, dass sie derzeit keinen Kopfsponsor hat. «Es würde mich freuen, wenn ich noch einen Sponsor finden würde, der mich unterstützt», sagt Wild. Man merkt: Sie hat noch viel vor.

Sven Thomann

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