Der Saisonstart am 22. Oktober kommt für Wendy Holdener (29) etwas zu früh. «Das ist immer so», sagt sie. Immerhin ist sie diesmal nicht angeschlagen. Wir erinnern uns: 2020 brach der Schienbeinkopf und 2021 die Handgelenke. «Diesmal kam ich ohne Bobo durch. Ich bin happy und fühle mich sehr gut», sagt sie.
Auf dem Rettenbachgletscher oberhalb Söldens zählt Holdener nicht zu den Favoritinnen. Ihre beste Disziplin ist nicht der Riesenslalom, sondern weiterhin der Slalom. Und um in dieser Disziplin nach 14 zweiten und 15 dritten Plätzen schon bald einen Sieg einzufahren, passte Holdener im Vergleich zu den Vorjahren ihr Kondi-Training an. «Ich brauche nicht mehr Muskeln, ich habe genügend Masse. Es ging also darum, die vorhandenen Muskeln schneller zu machen», so die dreifache WM-Goldmedaillengewinnerin.
Der Boden war wie Lava
Da stellt sich die Frage: Wie macht man die Muskeln schneller? Holdeners Trainer Christian Brill erklärt: «Wir haben viel mit einer Maschine gearbeitet, bei der Gewicht auf Wendy einwirkte. Sie hatte dabei einen Gurt um die Hüfte, der sie herunterzog. Dann musste Wendy versuchen, das Gewicht abzubremsen, um danach im Umkehrpunkt so schnell wie möglich in einen Strecksprung zu gehen.»
Gleichzeitig machte die Schwyzerin viele Trainings mit Sprungformen und kurzen Bodenkontaktzeiten «Bildlich gesprochen war es so, wie wenn der Boden Lava wäre», so Brill. Heisst: Holdener tänzelte oft blitzschnell durch den Kraftraum.
Mehr zum Skisport
«Lerne, Muskeln besser anzusteuern»
Das Ziel der Übungen ist klar: Holdener soll zwischen den Torstangen noch agiler sein. «Ich will aus dem, was ich habe, noch mehr herausholen», sagt sie. Spätestens beim Slalom-Auftakt im finnischen Levi (19. und 20. November) sollen die ersten Früchte der Arbeit geerntet werden. Denn: Holdener ist zwar auch im Riesenslalom für Exploits gut, ihre beste Disziplin bleibt aber der Slalom. «Ich lerne, meine Muskeln noch besser anzusteuern», sagt Holdener. Ihr Coach ist von den Ergebnissen angetan. «Das hat gut geklappt, ich bin sehr zufrieden.»
Im letzten Winter war Holdener die fünftbeste Slalomfahrerin im Weltcup. In acht Slaloms fuhr sie sieben Mal in die Top 7, einmal fiel sie aus. Aus dieser Konstanz heraus will sie nun den nächsten Schritt machen – im Idealfalls aufs oberste Treppchen des Podests.