Auf einen Blick
- Lara Gut-Behrami hat Nachteile bei der Abfahrt in Saalbach
- Körpergrösse und Gewicht beeinflussen die Leistung auf flachen Strecken
- Roulin erklärt Problem, Schmidhofer traut Gut-Behrami dennoch alles zu
Klein, aber oho! Lara Gut-Behrami (33) hat schon oft bewiesen, dass sie trotz ihrer Körpergrösse von nur 1,60 m und ihren geschätzt 60 Kilo auch in der Abfahrt schnell sein kann.
13 ihrer 46 Weltcupsiege feierte sie in dieser Disziplin, auch vier Medaillen an Grossanlässen hamsterte sie – allerdings nie die goldene. Bloss: In Saalbach (Ö) spricht wenig dafür, dass sie diese Lücke in ihrem Palmarès schliessen kann. Der Grund? Die Ulli-Maier-Strecke am Zwölferkogel.
Erstens ist der Hang nicht besonders steil. Umso wichtiger ist das Gewicht. «Das grosse Gleitstück oben ist für Lara sicher ein Nachteil», sagt Ex-Ski-Ass Nicole Schmidhofer (35, Ö). Sie macht jeweils die Kamerafahrt und ist überzeugt, dass der aerodynamische Vorteil kleiner Fahrerinnen den Nachteil der fehlenden Masse nicht kompensiert.
Schmidhofer hat einen ähnlichen Körperbau wie Gut-Behrami und sagt: «Ich habe das früher beim Start mit Mirjam Puchner gesehen. Wenn wir genau gleich angestossen haben, kam sie einfach schneller auf Tempo.»
Genau diese Puchner (32, Ö) war im Weltcup in diesem Winter bei keiner Abfahrt unter den Top 8, jetzt zählt die gross gewachsene Salzburgerin (1,80 m und 72 Kilo) zu den Gold-Favoritinnen. Auch die Tschechin Ester Ledecka (1,73 m, 68 Kilo), die Deutsche Emma Aicher (1,75 m, 75 Kilo) und US-Frau Breezy Johnson (1,73 m, 66 Kilo) sind deutlich grösser als Gut-Behrami und heiss auf Medaillen.
10 oder 30 Zentimeter lange Stossdämpfer?
Gut-Behramis zweites Problem neben der fehlenden Masse sind ihre vergleichsweise wenig langen Beine. Warum? Ein Blick aufs Abschlusstraining macht deutlich: Die Piste ist gespickt mit vielen kleinen Sprüngen, insgesamt ist Gut-Behrami 15 Mal in der Luft. Dazu kommen weitere Wellen, die sie amortisieren muss. «Da haben grosse Athletinnen einen weiteren Vorteil, weil sie längere Hebel haben», sagt Gilles Roulin (30).
Der ehemalige Speed-Spezialist macht in Saalbach (Ö) Helmkamera-Aufnahmen für einen Kinofilm. «Die Rechnung ist einfach: Wenn dein Stossdämpfer 30 statt 10 Zentimeter lang ist, kannst du die Wellen besser Schlucken.»
Gibt es also keine Hoffnung für Gut-Behrami? Doch. Schmidhofer: «Lara schluckt die Wellen wie ein Skicrosser, ihre Knie sind dabei fast neben den Ohren. Das ist schon toll. Ich baue zwar auf Puchner, aber Lara und auch Corinne Suter zählen für mich zum Kreis der Favoritinnen.»