Im August 2023 erschütterte eine Nachricht Bosnien-Herzegowina. In Gradacac tötete ein Mann seine Ex-Partnerin vor laufender Kamera. Einige Instagram-Follower trieben ihn an, andere drückten das «Like»-Symbol. «Solche Tragödien passieren in meinem Land immer wieder. Leider sind in Bosnien die Frauen häufig nicht so akzeptiert wie Männer. Ich versuche, meine Bekanntheit dafür einzusetzen, dass sich etwas verändert», sagt Elvedina Muzaferija zu Blick.
Wer Muzaferija ist, fragt man sich im Ski-Zirkus immer seltener. Denn die 24-Jährige hat Geschichte geschrieben. Sie ist die erste Person aus Bosnien-Herzegowina, die jemals im Europacup gewinnen konnte. Geschafft hat sie dieses Kunststück vor gut einer Woche in Crans-Montana.
Wenige Tage später bestätigte sie ihren Triumph im Weltcup. Muzaferija donnerte in der zweiten Abfahrt auf Platz 4. Das Podest, auf dem Lara Gut-Behrami (32) als Dritte stand, verpasste sie nur um elf Hundertstel.
Ihr Budget? 125'000 Franken
«Lara ist mein Idol», sagt Muzaferija. Sie erklärt, dass sie auch gerne einen grossen Verband wie die Tessinerin im Rücken hätte. Sie bekomme zwar 15’000 Franken jährlich, viel sei dies aber nicht. «Ich brauche etwa 125’000 Franken pro Saison. Es ist nicht einfach, Sponsoren aufzutreiben.»
Als Speed-Spezialistin aus einem exotischen Ski-Land hat es Muzaferija besonders schwer. «Vor allem im Sommer und Herbst muss ich Abstriche machen, da sind Ski-Trainings kaum möglich. Darum komme ich meistens auch gegen Ende des Winters in Schwung.»
Unmöglich gibts für sie nicht
Aufgewachsen ist Muzaferija in Visoko, das etwa eineinhalb Autostunden von Sarajewo und dem nächsten Ski-Gebiet entfernt liegt. «Mit fünf Jahren steckten mich meine Eltern in die Skischule. Und weil sie auch Anfänger waren, lernten sie es gleich mit», erzählt sie lachend.
Muzaferija schaut voraus: «Ich würde gerne einmal im Weltcup gewinnen. Und bei Olympia eine Medaille holen. Unmöglich? «Dieses Wort habe ich schon von vielen Leuten in der Vergangenheit gehört. Ich habe nie auf sie gehört. Und werde es auch künftig nicht tun.»