Wird die WM 2027 in Crans-Montana VS stattfinden?
Die FIS droht öffentlich damit, die WM an einen anderen Ort zu vergeben. Soldeu in Andorra wäre die naheliegendste Lösung. Bei Swiss-Ski hat man kein Verständnis für die Drohgebärden. Gleichzeitig beschwichtigt Diego Züger, Co-CEO bei Swiss-Ski: «Wir sind nach wie vor überzeugt, dass wir 2027 in Crans-Montana ein super Ski-Fest haben werden. Die WM ist nicht gefährdet.»
Warum kam es zum WM-Zoff?
Seit der WM-Vergabe der FIS an Crans-Montana sind zwei Jahre vergangen. Der sogenannte Host-Vertrag der FIS mit Swiss-Ski ist trotzdem noch nicht unterzeichnet. Der Weltskiverband fordert Defizitgarantien, die offenbar nicht geleistet wurden. Haftungsfragen seien auch ungeklärt. Züger: «Wir haben die Spielregeln eingehalten und sind sicher, dass wir eine Lösung finden werden.»
Wie ernst sind die FIS-Drohungen?
Hinter vorgehaltener Hand wird gesagt, dass es sich um ein Machtspiel handelt. Swiss-Ski betont, dass der Sport im Vordergrund stehe. «Wir wollen die politischen Spiele beiseitelassen», sagt Züger. Fakt ist: FIS-Boss Johan Eliasch und Swiss-Ski-Präsident Urs Lehmann haben das Heu nicht auf der gleichen Bühne, sie stritten sich in den vergangenen Jahren immer wieder.
Was sagt Urs Lehmann?
Vor dem Rennen am Sonntag spricht er bei RTS von einem Missverständnis mit der FIS. Gleichzeitig betont er: «Wir weisen den Vorwurf, in der Kandidaturphase abgegebene Versprechungen nicht einzuhalten, in aller Form zurück.» Am Montagnachmittag stehe eine Sitzung mit der FIS an. Auf die Frage, ob er ein Problem mit Eliasch habe, sagt Lehmann: «Nein.» Und umgekehrt? «Das muss man Eliasch fragen.» Nach dem Gespräch mit RTS erklärt Swiss-Ski, dass Lehmann für keine weiteren Medien zur Verfügung stehe.
Wie wird das Zielstadion aussehen?
Die aktuelle Infrastruktur entspricht nicht mehr den Standards im Weltcup. Die Journalisten arbeiten beispielsweise in einem länglichen Party-Zelt ohne fixe Heizung. Das soll sich bald ändern. Das Zielstadion wird komplett umgebaut, eine riesige Einstellhalle für Lastwagen und Material der TV-Broadcaster entsteht. Auch das Hospitality-Gebäude wird viel grösser. Und die Tribünen? Wegen befürchteter Einsprachen hat man in Absprache mit der FIS das Zielgebäude redimensioniert und setzt auf temporäre Tribünen. Bis zu 15’000 Fans werden im Ziel sein, es wird aber auch Tribünen entlang der Strecke geben.
Was, wenn Crans-Montana von Fans überrannt wird?
Durch die Historie der WM 1987 (14 Medaillen) und den aktuellen Höhenflug auf der Piste sind die Voraussetzungen für ein Volksfest gegeben. Und tatsächlich: Hört man sich in Crans-Montana um, ist der Respekt vor einem Ansturm gross. Erwartet werden über 200’000 Zuschauer während der 14 WM-Tage. Wichtig dabei: Das Verkehrskonzept muss funktionieren. Die allermeisten Fans werden mit dem Zug nach Siders reisen. Von dort steigen sie in die Standseilbahn oder nehmen Busse. Von Montana Zentrum ist ein langer, bequemer Fussweg zum Zielstadion geplant (20 Minuten Laufzeit).
Fehlen nach wie vor Hotels?
Ja. Vor allem solche im Bereich von vier und fünf Sternen – sie sind wichtig für die Sponsoren und VIPs. Einige werden noch gebaut. Ansonsten gibt es in Crans-Montana derzeit 48 Hotels (2600 Betten), zehn Gruppenunterkünfte (900 Betten) und 2000 mietbare Chalets und Appartements (12’500 Betten).
Was bedeutet die Übernahme der Bergbahnen durch Vail Resorts?
Die ersten Erfahrungswerte aus Andermatt sind positiv. Und auch in Crans-Montana ist man mehrheitlich froh, dass die amerikanische Gruppe, die weltweit über 40 Resorts im Portfolio hat, eingestiegen ist. 30 Millionen will sie in den nächsten fünf Jahren investieren – für die WM ist dies positiv. Vail Resorts wird auch elf Restaurants, eine Skischule und einige Sportgeschäfte übernehmen. Ungewissheit gibt es, ob und wie stark die Preise steigen werden.
Wie gut sind die WM-Pisten?
Jene der Frauen, die Piste Mont Lachaux, hat sich längst etabliert. Sie ist ein Klassiker im Ski-Weltcup. Die Piste der Männer (Piste Nationale) wurde umgebaut und modernisiert, sie wird 2025 im Weltcup getestet, voraussichtlich vier Sprünge beinhalten und die Athleten stark fordern. Beide Pisten münden im gleichen Zielraum, alle Rennen enden am gleichen Ort. Kopfzerbrechen bereiten die seit Jahren oft hohen Temperaturen – weil der Zielhang voll in der Sonne liegt, ist er oft aufgeweicht.