Crans-Montana VS lässt derzeit die Schweizer Ski-Herzen höher schlagen. Mit Lara Gut-Behrami (32) auf Platz 1 und Jasmine Flury (30, zusammen mit der zeitgleichen Österreicherin Cornelia Hütter) auf Platz 2 bleibt beim Heimrennen vom Freitag kein Wunsch offen. Und die Aussichten fürs Wochenende (Abfahrt und Super-G) sind ebenfalls rosig.
Partystimmung pur also auf dem Walliser Hochplateau? Mitnichten! Denn dem Wintersportort droht ein grosser Ski-Kater.
Die Rolle des Stimmungskillers übernimmt die FIS. Denn der Ski-Weltverband geht mit den Wallisern auf Konfrontationskurs.
Gestritten wird um die Ski-WM 2027. Für den Anlass hat Crans-Montana längst den Zuschlag bekommen. Doch nun droht die FIS in einem Statement (ausgelöst durch Fragen von der NZZ) damit, einen neuen Austragungsort zu suchen. Denn bis heute gibt es keinen Vertrag zwischen der FIS und dem Schweizer Verband Swiss-Ski. Und das, obwohl dieser normalerweise ein Selbstläufer ist und in der Regel innert weniger Monate zustande kommt.
Swiss-Ski weist Vorwürfe zurück
Seit der WM-Vergabe sind mittlerweile zwei Jahre verstrichen, ohne dass ein Dokument unterschrieben wurde. Im Kern gehts es vor allem um Defizitgarantien, die die FIS fordert, die aber von Swiss-Ski, dem Kanton Wallis und den betroffenen Gemeinden offenbar bis jetzt nicht gewährleistet werden. Auch Haftungsfragen sind scheinbar noch nicht geklärt. Jetzt scheint den Bossen beim Weltverband deswegen der Geduldsfaden zu reissen.
Bei Swiss-Ski will man die Vorwürfe und die damit verbundene Drohung nicht auf sich sitzenlassen. «Wir weisen den Vorwurf der FIS, in der Kandidaturphase abgegebene Versprechungen nicht einzuhalten, in aller Form zurück», sagt Co-CEO Diego Züger.
Er erklärt weiter: «Wir können das FIS-Statement nicht nachvollziehen, weil diverse Vorwürfe schlicht nicht der Wahrheit entsprechen. Swiss-Ski liegen seit Beginn fixe Zusagen von Bund, Kanton und Gemeinden über Unterstützungsbeiträge vor, deren Höhe längst vereinbart ist. An diesen Rahmenbedingungen hat sich seither nichts verändert.»
«Die Zeit drängt» – Züger beschwichtigt
Und die FIS? Sie bedauert diese «sehr enttäuschende» Situation, wie sie schreibt. Gemäss Blick-Informationen könnte es bei dieser Auseinandersetzung auch um Machtspiele gehen. Der Hintergrund: Es ist bekannt, dass FIS-Präsident Johan Eliasch und Swiss-Ski-Boss Urs Lehmann das Heu bei verschiedenen Punkten nicht auf der gleichen Bühne haben.
WM-Berater Hugo Steinegger, der aktuell zum letzten Mal die Weltcuprennen mitorganisiert, hatte im «Walliser Boten» seinen Unmut darüber geäussert, dass man nach wie vor im Ungewissen sei. «Die Zeit drängt und es muss etwas gehen. Die Arbeiten müssen ausgelöst werden.» Dabei geht es auch darum, welche Zahlungen vonseiten der FIS noch zu erwarten sind. Der Anteil der FIS am WM-Budget von 75 Millionen Franken beläuft sich laut Blick-Infos auf etwa 35 bis 40 Millionen.
Auch einen TV-Vertrag gibt es noch nicht – da Schweizer Fernsehen tappt im Dunkeln.
Diego Züger, Co-CEO bei Swiss-Ski, beschwichtigt: «Wir sind nach wie vor überzeugt, dass wir 2027 in Crans-Montana ein super Ski-Fest haben werden. Denn wir haben die Spielregeln eingehalten.» Es werde nun weitere Gespräche geben.