Zuerst erbricht Gut-Behrami, dann rast sie aufs Podest
«Das ist der Wahnsinn»

Lara Gut-Behrami steht in Crans-Montana auch in der zweiten Abfahrt auf dem Podest. Dabei ist ihr am Start noch überhaupt nicht nach Jubeln zumute.
Publiziert: 17.02.2024 um 15:05 Uhr
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Aktualisiert: 17.02.2024 um 16:37 Uhr
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Lara Gut-Behrami fliegt in Richtung Gesamtweltcupsieg. Bei der zweiten Crans-Abfahrt wird sie Dritte.
Foto: keystone-sda.ch
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Mathias GermannReporter Sport

Erste, Erste, Erste, Erste – und nun Dritte. An einem weiteren Frühlingstag in Crans-Montana VS reisst die Siegesserie von Lara Gut-Behrami (32). Schlimm? Nein. Einerseits vergrössert sie ihren Vorsprung an der Spitze des Gesamtweltcups um 60 Punkte – neu hat sie 165 Punkte auf die nach wie vor pausierende Mikaela Shiffrin (28, USA). Andererseits übernimmt die Tessinerin die Führung im Abfahrtsweltcup. Bleibt Gut-Behrami gesund, bahnt sich Ende des Winters ein Kristallkugel-Regen für sie an. «Ich hätte nie gedacht, dass ich im Februar in drei Disziplinen eine rote Nummer als Disziplinen-Führende tragen würde. Jetzt kann ich um etwas Grosses spielen. Das macht mich stolz.»

Noch ist es ihr totaler Triumph nicht Tatsache. Neun Rennen hat Gut-Behrami noch vor sich, die beiden verbleibenden Slaloms lässt sie sausen. Fakt ist: Es müsste mit dem Teufel zu- und hergehen, sollte sie beim Weltcupfinale in Saalbach nicht zur Ski-Königin des Winters gekürt werden. «Das ist der Wahnsinn. Speziell die Abfahrt war für mich schon immer eine komische Disziplin. Hier habe ich zu Beginn meiner Karriere am meisten Medaillen gewonnen. Es gibt Pisten, wo ich ganz schnell bin und andere, wo ich gar nicht vom Fleck komme.»

«Es ist keine Ausrede»

Auf dem Walliser Hochplateau hat Gut-Behrami schon vier Siege gehamstert, dazu zwei weitere Podestplätze gefeiert. Der letzte an diesem erneut sonnigen Tag hat eine ganz eigene Geschichte. «Ich musste kurz vor dem Start erbrechen», erzählt sie. Aber warum? Gut-Behrami muss schmunzeln. «Wegen der Müdigkeit. Ich musste erfahren, dass man auch deswegen erbrechen kann.» Das Programm sei sehr anstrengend, die Tage sehr lang. «Es ist keine Ausrede, wenn ich das immer sage.»

Tatsächlich spricht Gut-Behrami in diesen Tagen oft darüber, dass es alles entscheidend sei, gesund zu bleiben und auf keinen Fall zu viel Energie zu verlieren. Das geht so weit, dass sie vor den Rennen auch die Herzen einiger Kinder, die Autogramme oder Selfies verlangen, brechen muss. «Ich verstehe ihre Enttäuschung. Aber ich kann es mir nicht leisten, den Fokus und Energie zu verlieren. Ich sage dann den Kindern, dass ich nach dem Rennen Zeit für sie habe.»

Gut-Behrami verhindert Fiasko

Trotz des Intermezzos vor dem Start: Auf der Piste zeigt Gut-Behrami, aus welchem Holz sie geschnitzt ist. In den technischen Passagen fährt sie nicht so gut wie Überraschungssiegerin Marta Bassino (27), aber dennoch stark. Einzig im flachen Mittelteil wird sie abgehängt. «Mir hat die Kraft gefehlt auf den Ski. Darum habe ich versucht, die Ski laufenzulassen und bloss nichts anderes zu tun. Aber wirklich dagegenhalten konnte ich nicht.» Zufrieden sei sie dennoch, «sehr zufrieden» sogar.

Mit ihrem dritten Platz verhindert Gut-Behrami ein Schweizer Debakel. Ein solches hätte zu den negativen Meldungen rund um den WM-Zoff gepasst. Jasmine Flury (30), am Vortag Zweite, landet nur auf dem 19. Rang. Besonders ist dagegen der vierte Platz von Elvedina Muzaferija (24) – es ist der grösste Erfolg Bosnien-Herzegowinas in der Ski-Geschichte.

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