Es geht nicht mehr darum ob, sondern nur noch, wann Lara Gut-Behrami (32) den Gesamtweltcup eintütet. Diese Aussage hört man im Ski-Zirkus derzeit immer wieder. Es gibt kaum einen, der daran zweifelt, dass die Tessinerin zum zweiten Mal nach 2016 die grosse Kristallkugel gewinnen wird.
Aber ist das so eindeutig? Die Fakten: Zehn Rennen vor Schluss führt Gut-Behrami mit 205 Punkten Vorsprung auf Mikaela Shiffrin (28, USA). Dritte ist die Italienerin Federica Brignone (33) – sie liegt 286 Zähler zurück. Alle anderen sind chancenlos.
«Das Wichtigste ist, gesund zu bleiben», sagt Gut-Behrami. Die Kugel würde sowieso nicht jetzt, sondern erst beim Weltcupfinale in Saalbach (Ö) vergeben. Entscheidend im Kampf um den Gesamtweltcup ist allerdings nicht nur, wie sich Gut-Behrami fühlt.
Es geht auch darum, wann Shiffrin nach ihrer Innenband-Verletzung im Knie in den Weltcup-Tross zurückkehrt. Und da tut sich offenbar etwas! «Ich weiss, dass Mikaela in Toblach wieder frei Ski gefahren ist. Das ging ganz gut, auch wenn es sie im Skischuh offenbar ein wenig gezwickt hat», sagt SRF-Experte Stefan Abplanalp.
Rückkehr in Kvitfjell?
Shiffrins Team liess letzte Woche verlauten, dass man von Tag zu Tag schaue. Angestrebt wird ein Comeback in den technischen Disziplinen, anvisiert werden deshalb die Rennen in Are (Sd) am 9. und 10. März. Sollte Shiffrin erst in der schwedischen Provinz Jämtland zurückkehren, wäre ihr Traum des sechsten Gesamtweltcupsiegs wohl bereits Geschichte.
Aber ob es so kommt? Abplanalp: «Ich könnte mir gut vorstellen, dass Mikaela bereits früher Rennen fahren wird. Zum Beispiel am Wochenende davor in Kvitfjell. Sie könnte sich dort in den Abfahrtstrainings vorsichtig an die Strecke herantasten und den Super-G am Sonntag bestreiten. Immerhin hat sie eine spezielle Beziehung zu diesem Ort», so Abplanalp.
Was der ehemalige Coach von Ex-Speed-Queen Lindsey Vonn (39) meint, ist klar: Shiffrins Freund Aleksander Aamodt Kilde (32) ist Norweger. Aber das ist nicht alles. Die 95-fache Weltcupsiegerin hat super Erinnerungen an Kvitfjell. Vor einem Jahr wurde sie Vierte und Siebte (Super-Gs) und Fünfte (Abfahrt). «Ihr liegt diese Piste exzellent», weiss Abplanalp.
Schneefall könnte Shiffrin in die Karten spielen
Um Gut-Behrami doch noch zu übertrumpfen, benötigt Shiffrin womöglich auch die Schützenhilfe von Petrus. Und vielleicht bekommt sie diese auch. Denn: Die Wetterprognose für die zwei Super-G-Rennen in Val di Fassa (It) am kommenden Wochenende ist alles andere als rosig. Man rechnet am Freitag mit bis zu einem halben Meter Schnee – und auch am Samstag und Sonntag sieht es nicht gut aus.
Was, wenn die beiden Rennen abgesagt werden? Dann hätte Gut-Behrami nicht die Chance, weiter davonzuziehen. Und Shiffrin könnte wieder mit dem Gesamtweltcupsieg liebäugeln.