Die WM-Abfahrt ist knapp fünf Minuten alt. Deutschlands Abfahrts-Co-Trainer Hannes Wagner steht total verärgert am Pistenrand, weil sein Schützling Andi Sander mit der Startnummer 2 im Ziel mit einer lumpigen Hundertstelsekunde Rückstand auf Österreichs Vincent Kriechmayr abschwingt. Österreichs Abfahrt-Chef Sepp Brunner spendet seinem germanischen Kollegen Trost: «Hannes, du musst dich nicht ärgern über diese Hundertstelsekunde. Im Endeffekt werden weder mein Kriechmayr noch dein Sander auf dem Podest stehen, beide Fahrten waren zu wenig gut.» Später wird sich herausstellen, dass Brunners Podest-Prognose einem Griff ins Klo gleichkommt.
Dass die Abfahrt von Super-G-Weltmeister Kriechmayr aber wirklich nicht perfekt war, weiss auch Beat Feuz, der sich die ersten Fahrten im Startgelände im Fernsehen anschaut. «Vor allem den letzten Streckenabschnitt hat der Vinc nicht optimal erwischt», denkt sich Feuz.
Feuz stolz auf Bronze
Tatsächlich ist Beat im letzten Streckendrittel um eine halbe Sekunde schneller als der Oberösterreicher. Aber weil er zuvor im Mittelteil sieben Zehntel liegen lässt, bleibt der Abfahrt-Weltmeister von 2017 hinter Kriechmayr und Sander und muss bis zur Startnummer 18 um eine Medaille zittern. Erst als dann Marco Odermatt als Vierter mit einer halben Sekunde Rückstand auf den Medaillenplatz im Ziel einfährt, kann Feuz durchatmen!
Ist diese Bronzemedaille für ihn vielleicht sogar Gold wert? «Nein, dass nicht», sagt der 34-Jährige. «Aber ich bin mit dem Endergebnis trotzdem zufrieden. Allzu viel hat im Vorfeld dieser Abfahrt ja nicht für mich gesprochen. Aber im Endeffekt bin ich ja dann doch noch halbwegs um die einem Super-G bis Riesenslalom ähnlichen Kurven herum gekommen.»
Josi-Brief hat ihn gefreut
Riesig gefreut hat sich Feuz schon ein paar Stunden vor dem Rennstart, als er bei BLICK einen offenen Brief von NHL-Superstar Roman Josi mit der Überschrift «Beat, du musst niemanden mehr etwas beweisen» gelesen hat.
«Roman ist für mich einer der grössten Sportler überhaupt. Für mich war es eine riesengrosse Ehre, dass ich ihn vor ein paar Jahren auf einem Berner Tennis-Platz kennenlernen durfte. Mit seiner Brief-Überschrift liegt er genau richtig. Ich fahre nicht wegen jemand anderem, ich bestreite einzig und alleine für mich Skirennen.»
Tochter Clea ist scharf auf Feuz' Medaille
Eine besonders grosse Freude macht Feuz mit seiner dritten WM-Abfahrts-Medaille seiner zweienhalb Jahre alten Tochter Clea. «Clea hat in diesem Winter selber mit dem Skifahren angefangen. Und kürzlich war sie an einem Lift, wo jedes Kind eine Medaille erhalten hat», erzählt Beat. Mit einem breiten Grinsen im Gesicht fügt er an: «Clea hat nach der WM-Abfahrt mit ihrer Freundin telefoniert und angekündigt, dass sie ihre Medaille mit meiner Bronzemedaille tauschen würde…»
Vielleicht wird Clea in spätestens zwanzig Jahren selber um eine WM-Medaille fahren. Mama Katrin, die bei Junioren-Weltmeisterschaften drei Mal Edelmetall gewonnen hat, sagt: «Clea erinnert mich von ihrem Fahrstil her schon jetzt an Beat. Sie steht sehr stabil auf den Ski und fährt teilweise schon richtig schnell.»
Vom 8. Februar bis 21. Februar 2021 findet in Cortina d'Ampezzo in Italien die alpine Ski-Weltmeisterschaft statt. Hier erfahren Sie alles, was Sie wissen müssen.
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