Diese Zahl ist beeindruckend. Gemäss der Schweizer Mediendatenbank wurden in den hiesigen Zeitungen und Online-Portalen bis gestern 21'693 Artikel über Beat Feuz verfasst!
Der beste Abfahrer der Gegenwart ist selber ein fleissiger Leser. Aber weiss der Emmentaler auch, wann sein Name erstmals in der Presse gelandet ist? «Da habe ich wirklich keine Ahnung!» Es war der Berner «Bund», welcher am 22. Januar 1996 erstmals eine Meldung über Beat Feuz abdruckte, nachdem dieser beim Ovo Grand Prix in Schönried in der Kategorie der Neunjährigen hinter dem Einheimischen Pascal Wyssmüller den zweiten Rang belegt hatte.
Talent mit auffälliger Ausrüstung
Feuz wird nachdenklich. «Mit Pascal habe ich einiges erlebt, er war ein richtig cooler Typ. Leider ist seine Geschichte auf tragische Weise zu Ende gegangen.» Beat erzählt die Geschichte von Anfang an: «Pascal war in meiner Jugendzeit der stärkste Nachwuchsfahrer im Berner Oberland, ich war oft der beste Mittelländer. Deshalb sind wir irgendwann gemeinsam ins C-Kader von Swiss-Ski aufgestiegen. Er ist damals nicht nur mit seinem Ski-Talent, sondern auch mit seiner Ausrüstung aufgefallen. Pascal hat nämlich die alten Rennanzüge oder Mützen von Mike von Grünigen getragen.»
Der Hintergrund: Wyssmüllers Vater war der Manager des erfolgreichsten Riesenslalom-Fahrers der Schweizer Ski-Geschichte (Weltmeister 1997 und 2001, 23 Weltcupsiege). Und seine Mutter ist MvGs Schwester. «Selbstverständlich gehörte auch ich zu den Bewunderern von MvG. Und deshalb war ich in meinen Gesprächen mit Pascal natürlich immer ganz scharf darauf, dass er mir Insider-Storys aus dem Hause Von Grünigen erzählt», erinnert sich Beat.
Eine Kiste voller Rennhandschuhe
Schmunzelnd fügt Feuz an, «dass ich damals nur schon ganz grosse Augen gemacht habe, wenn mir Pascal beschrieben hat, wie Von Grünigen nach einer Rückkehr von einem Weltcuprennen zu Hause sein Auto parkiert hat. Ich fand die banalsten Tätigkeiten dieses Ski-Stars total aufregend.»
Eine Wyssmüller-Von-Grünigen-Anekdote ist Feuz in ganz besonderer Erinnerung geblieben: «Eines Tages hat mir Pascal geschildert, dass MvG auf seinem Estrich eine riesige Kiste habe, in der ausschliesslich Rennhandschuhe lagern. Für mich war es als einfacher Bauernbub unvorstellbar, dass ein einziger Mensch so viele Handschuhe besitzen kann. Ich hatte damals ein einziges Paar. Und weil ich immer wieder Löcher überkleben musste, bestanden meine Rennhandschuhe irgendwann mehr aus Klebeband als aus Leder.»
Mittlerweile findet man übrigens auch im Haus von Beat Feuz eine grosse Kiste, die bis zum Rand mit Handschuhen beladen ist. Aber was ist mit seinem langjährigen Kumpel Pascal Wyssmüller passiert?
Tödlicher Unfall auf dem Weg ins Camp
Beat holt Luft: «Nach starken Leistungen im C-Kader hätte Pascal im Sommer 2006 erstmals mit dem Europacup-Team trainieren können. Doch auf der Anreise zu diesem Camp ist er mit dem Auto tödlich verunglückt.»
Der Abfahrtsweltmeister von 2017 hält fest, dass der Tod seines Saanenländer Kumpels auch seine Einstellung zum Skirennsport verändert hat. «Weil seit diesem Unfall auch schon wieder fast 15 Jahre vergangen sind, denke ich zwar nicht mehr jeden Tag daran. Aber jedes Mal, wenn ich an Pascals Schicksal erinnert werde, wird mir wieder bewusst, dass es im Leben sehr viel wichtigere Dinge als Goldmedaillen oder Weltcupsiege gibt.»
Deshalb dürfte Feuz heute Abend unabhängig vom Ausgang der WM-Abfahrt die Heimreise als glücklicher Mensch antreten. Freundin Katrin und Tochter Clea werden ihn nämlich auch besonders herzlich begrüssen, wenn er ohne Goldmedaille nach Hause kommen sollte.
Vom 8. Februar bis 21. Februar 2021 findet in Cortina d'Ampezzo (It) die alpine Ski-Weltmeisterschaft statt. Wer sind die Schweizer Favoriten? In welcher Disziplin wird wann gefahren? Alle Infos gibts hier.
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